Das neue Betriebssystem von Microsoft ist da. Nein, nicht das für PC-Besitzer, sondern eines, das es demnächst vielleicht in einem neuen Auto gibt. "Microsoft Auto 3.1" ist eine Plattform für Autohersteller und Zulieferer, die Fahrzeuge mit umfassenden Infotainmentsystemen ausstatten wollen. Die neue Version ergänzt das bisherige System 3.0 um die Möglichkeit zur Einbindung der Live Services von Microsoft - damit kommt das Internet direkt in den Wagen.

Immer am aktuellen Stand

Einer der vielleicht sichtbarsten Vorteile einer Verbindung ins World Wide Web: Es gibt immer die neuesten Informationen. So weiß das Navi, wenn gerade eine Umleitung eingerichtet wurde, und die Suche nach dem nächsten "Italiener" oder "Chinesen" führt nicht zu einem Restaurant, das gerade Pleite gemacht hat. Und auf dem Weg zur Verabredung fährt man auch nicht mehr in den nächstbesten Stau hinein.

Entwicklungsumgebung von Microsoft

Wie die Steuerung einer Internetsuche im Auto dann konkret aussieht, "das hängt von den Herstellern ab", erklärt Carmelo Morgano, Direktor der Microsoft Auto Business Unit Europe. "Denn bei der Integration von Infotainmentsystemen in das Fahrzeug hat jede Firma so ihre eigenen Vorstellungen" und die solle sie natürlich auch umsetzen. Microsoft stelle hier nur eine Art Entwicklungsumgebung bereit, auf deren Basis die Unternehmen eigene Programme einbinden könnten. Sie profitierten dabei auch von der Update-Fähigkeit des Microsoft-System, mit der sich neue Treiber für Geräte wie Handy oder MP3-Player schnell aktualisieren ließen.

Windows im Auto

Die große Freiheit, die die Autokonzerne und auch Zulieferer wie zum Beispiel Continental bei der Anpassung von Microsoft Auto haben, führt dazu, dass viele Autofahrer gar nicht wissen, dass sie längst ein Windows in ihrem Wagen haben. Bei jeder Firma hat das System einen anderen Namen, ein Verweis auf Microsoft fehlt oft. Bei Ford heißt ein auf Microsoft Auto 3.0 basierendes System zum Beispiel "Sync", bei Fiat ist es "Blue&Me". Bei Modellen aus Italien merkt man auch direkt, dass Windows mitfährt. Sie haben einige zusätzliche Tasten in das Lenkrad ihrer Autos integriert, auf denen das Windows-Logo prangt.

Bluetooth-Schnittstelle

Microsoft Auto hat zahlreiche wichtige Schnittstellen wie Bluetooth schon integriert. Wird diese Funktechnik auch auf dem Handy aktiviert, nehmen beide Kontakt miteinander auf und das Handy wird eingebunden. Das ist relativ schnell erledigt, geht aber nur bei stehendem Wagen. Fährt dieser, weigert sich das System weiterzuarbeiten, um zu verhindern, dass der Fahrer zu sehr abgelenkt wird.

USB-Anschluss

Danach steht einem Telefonat auch ohne Headset aber nichts mehr im Wege, denn Microsoft Auto hat auch schon in der Version 3.0 eine Freisprecheinrichtung und zudem eine Sprachsteuerung integriert. Dann kann der Fahrer über Sprachbefehle telefonieren oder auch den Lieblingstitel vom MP3-Player abspielen lassen, der einfach über einen USB-Anschluss im Wagen angeschlossen wird. Der integrierte Media-Player erkennt das Gerät, erfasst die gespeicherten Titel und spielt dann das Wunschlied.

Das ist alles sehr komfortabel und lässt einen Hauch von Luxus auch in Kleinwagen wie einem Fiat Cinquecento aufkommen. In diesen kleinen Flitzer baut Fiat "Blue&Me" auf Wunsch für 250 Euro ein. Bei größeren Modellen gehört "Blue&Me" schon zum Standard.

EcoDrive

Fiat gehr noch einen Schritt weiter und nutzt Microsoft Auto für ein Programm namens EcoDrive. Übersetzt bedeutet das in etwa ökologisch fahren. Es handelt sich dabei um ein kleines Computerprogramm und eine Internet-Community, die beim Spritsparen während des Autofahrens helfen wollen. Alles was man dazu braucht, ist ein USB-Stick. Auf den wird das Programm geladen, im Auto eingestöpselt und installiert. EcoDrive sammelt im Auto nur die Daten über das Fahrverhalten für die anschließende Analyse am heimischen PC. Dort wird dem Fahrer dann zum Beispiel erklärt, wann er darauf achten sollte, weniger Gas zu geben - nicht nur mit Blick auf den Benzinpreise, sondern auch der Luftreinhaltung zuliebe. (AP)