ohannesburg/Harare - Täglich strömen tausende Flüchtlinge aus Simbabwe in die kleine Stadt Musina auf südafrikanischer Seite. Sie fliehen durch den löchrigen Grenzzaun oder durchqueren den Grenzfluss Limpopod. Doch auch dieser ist bereits mit tödlichen Bakterien verseucht. Vor dem Ankunftslager warten ein- bis zweitausend Menschen, Kirchen wurden zu Notlagern umfunktioniert.
Sie alle sind auf der Flucht vor der Cholera, die nach Ausbruch der Seuche im August bereits 563 Todesopfer in Simbabwe gefordert hat. Rund 12.500 Personen leiden laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) an der hochansteckenden Durchfallerkrankung. Nun droht die Seuche auch auf die Nachbarstaaten Botswana und Südafrika überzuschwappen.

Simbabwe hat daher bereits den Notstand ausgerufen und um internationale Hilfe angesucht, wie die staatliche Zeitung Harald am Donnerstag berichtete. Die WHO kündigte daraufhin Hilfslieferungen im Wert von 340.000 Dollar an, das Rote Kreuz lieferte in der Nacht zum Donnerstag 13 Tonnen Güter zur ersten medizinischen Versorgung der Erkrankten.

Laut Simbabwes Gesundheitsminister David Parirenyatwa ist das Gesundheitssystem des Landes mit der Behandlung der Cholera-Patienten völlig überfordert. Den Krankenhäusern fehle es an Medikamenten, Lebensmitteln und Ausrüstung.

Krankenschwestern, Ärzte und Lehrer demonstrierten bereits am Mittwoch gegen die sich dramatisch zuspitzende politische und medizinische Krise. Die Behörden hätten vor zwei oder drei Wochen handeln müssen, als die Zahl der Cholera-Opfer noch gering gewesen sei, sagte Douglas Gwatidzo, der Chef der Ärztevereinigung für Menschenrechte in Simbabwe. (schwi, mar, DER STANDARD - Printausgabe, 5. Dezember 2008)