Weil er im Frühjahr alkoholisiert einen schweren Autounfall verursacht hatte, musste sich ein hochrangiger Polizeibeamter am Dienstag im Grazer Straflandesgericht verantworten. Bei dem Zusammenstoß war ein Radfahrer schwer verletzt worden. Die Anklage lautete auf fahrlässige schwere Körperverletzung. Der Polizist will den Alkohol allerdings erst nach dem Unfall getrunken haben. Er wurde zu neun Monaten Haft - sechs davon bedingt - verurteilt.

Der Polizist, der einer der leitenden Beamten der Verkehrsabteilung ist, übersah im Frühjahr einen Radfahrer und rammte den Lenker. Er gab an, von entgegenkommenden Fahrzeugen abgelenkt gewesen zu sein. Nach dem Unfall fuhr er um den Schwerstverletzten herum und parkte am Straßenrand ein. "Ich konnte das Auto ja nicht auf der Straße lassen", meinte er. "Den Verletzten aber schon?", wunderte sich der Verkehrssachverständige. "Es war ja nur ganz kurz", so die Rechtfertigung des Angeklagten.

Fast 1,7 Promille Alkohol im Blut

Gleich sechs Polizisten kamen und beschäftigten sich mit dem Unfall - nachdem klar war, um wen es sich bei dem Lenker handelte. Ein Alkoholtest ergab einen Wert von fast 1,7 Promille Alkohol im Blut. Das erklärte der Beschuldigte damit, dass er nach dem Unfall "ein paar Schluck Schnaps" getrunken habe. Den Alkotest auf der Dienststelle verweigerte er allerdings, da seiner Meinung nach die Amtshandlung nicht ganz korrekt abgelaufen war.

"Warum haben Sie niemandem von dem Schnaps erzählt?", fragte Staatsanwältin Christin Amschl. "Ich war in einer schwierigen psychischen Lage", so der Angeklagte. Keiner der sechs Polizisten, die alle als Zeugen geladen waren, hatten etwas davon bemerkt, dass der Lenker immer wieder zu seinem Auto gegangen war und einen Schluck genommen hatte. "Sie wissen aber schon, dass wir das hier dauernd hören", so die Staatsanwältin zum eher wortkargen Beschuldigten.

Das Urteil ist nicht rechtskräftig, denn der Beschuldigte legte sofort Berufung ein. (APA)