Nairobi/Aruscha - Der ruandische Sänger Simon Bikindi ist am Dienstag vom Internationalen Strafgerichtshof für den Völkermord in Ruanda (ICTR) im tansanischen Arusha zu 15 Jahren Haft verurteilt worden. Die Staatsanwaltschaft hatte lebenslange Haft für den 54-Jährigen gefordert, der in seinen Liedern zum Hass zwischen den Ethnien in Ruanda aufgerufen hatte. In dem afrikanischen Land waren 1994 bei einem Massenmord rund 800 000 Tutsi getötet worden.

Das Gericht kam zu der Überzeugung, dass Bikindi mit seinen Liedern, in denen er Tutsi als "Schlangen" bezeichnete, den Hass geschürt habe, berichtete der britische Rundfunksender BBC. Bikindi wurde auch für eine Rede verurteilt, die er im Juni 1994 auf dem Höhepunkt des Massenmordes gehalten hatte. Darin hatte er die ruandische Hutu-Bevölkerung aufgefordert, die Tutsi-Minderheit "auszurotten".

Bikindi, der Mitte der 90er Jahre einer der populärsten Sänger Ruandas war, hatte seine Schuld bestritten. Er ist der erste Künstler, der sich im Zusammenhang mit dem Völkermord vor Gericht verantworten musste. Der Sänger war 2001 in den Niederlanden festgenommen worden. Seine Anwälte hatten Freispruch beantragt. Jetzt denken sie über einen Einspruch gegen das Urteil nach. (APA/dpa)