Populismus muss man können. Populismus heißt manchmal, dem Volk auf das Maul schauen, sehr viel öfter heißt es einfach, dem Volk nach dem Mund zu reden. Dabei wäre es aber günstig, wenn das Volk mit seiner Meinung nicht schon wieder ganz woanders ist.

Die neue Vorsitzende der Grünen, Eva Glawischnig, hat kürzlich die EU-Linie der "Grünen" als "extrem abgehoben" kritisiert. Soll wohl heißen: Wir müssen uns mehr an die Anti-EU-Linie der Krone ranschmeißen. Nicht ganz so verrückt vielleicht wie die, wenn die von "Bütteln und Tyrannen" faseln, aber halt doch der EU-kritischen Stimmung im Volk folgend.

Leider hat sich diese Stimmung - wenn sie je wirklich so kritisch war - zuletzt dramatisch gedreht. Das Volk hat angesichts der Finanzkrise die Vorzüge der EU entdeckt. Volle 78 Prozent sind dafür, in der EU zu bleiben, nur 16 Prozent für den Austritt (im Juni waren nur 59 Prozent für den Verbleib in der EU). 67 Prozent glauben (zu Recht), dass die EU zur Bewältigung der Finanzkrise notwendig ist. Eine Partei, die sich vor allem an die Bildungsschicht wendet, sieht da mit ihrem Hoppala-Populismus plötzlich ziemlich belämmert aus. (DER STANDARD, Printausgabe, 3.12.2008)