New York (AP) - Die US-Folklegende Odetta ist im Alter von 77 Jahren gestorben. Sie erlag nach Angaben ihres Managers Doug Yeager gestern, Dienstag, einem Herzleiden, nachdem sie vor vor drei Wochen mit Nierenversagen in ein New Yorker Krankenhaus eingeliefert worden war. Odetta hatte mit ihrer imposanten Stimme vor allem die Folkszene in den 50er und 60er Jahren einschließlich des jungen Bob Dylan geprägt und eine wichtige Rolle in der schwarzen Bürgerrechtsbewegung gespielt.

Obwohl sie zuletzt in einem Rollstuhl saß und ihr Gesundheitszustand schlecht war gab sie in den vergangenen Jahren 60 Konzerte über jeweils 90 Minuten, sagte Yeager. "Die Leute wollten nicht glauben, dass diese Kraft aus ihr kam." Neben Dylan beeinflusste Odetta Harry Belafonte, Joan Baez und andere Folk-Größen, die von ihren intensiven Interpretationen von Traditionals unterschiedlichster Herkunft beeindruckt wurden. "Sie ist eine kühne Irin in 'Foggy Dew', ein Kettensträfling in 'Take This Hammer' und eine verlassene Geliebte in 'Lass from the Country'", schrieb das US-"Time"-Magazin über sie 1960. Odetta habe sich mit ihrer akribischen Art von den Folkmusikern ihrer Zeit unterschieden, mit der sie die Emotionen eines Liedes ausdrücken wollte: "Um die Gefühle eines Häftlings in einem Häftlingslied nachvollziehen zu können, versuchte sie einmal, Steine mit dem Vorschlaghammer zu zertrümmern."

Odetta war eine wichtige Kraft in der Bürgerrechtsbewegung um Martin Luther King. Sie rief ihre schwarzen Mitbürger auf, "Stolz auf die Geschichte der amerikanischen Neger zu sein". Als sie 1963 beim Marsch nach Washington sang, "hat Odettas großartige Stimme fast zum Kapitol getragen", schrieb die "New York Times". 1963 wurde Odetta für ihr Album "Odetta Sings Folk Songs" für zwei Grammys nominiert, weitere Nominierungen folgten 1999 und 2005. 1999 verlieh ihr der damalige Präsident Bill Clinton die National Medal of the Arts und sagte, Odettas Karriere habe "uns allen gezeigt, dass Lieder die Kraft haben, das Herz der Welt zu verändern."

Odetta selbst bezeichnete sich nicht als Folksängerin, sondern als "Musikhistorikerin". "Mit Folkmusik kann ich lehren, predigen und Propaganda betreiben", sagte sie 1983 in einem Interview. Geboren wurde sie am 31. Dezember 1930 in Birmingham im US-Staat Alabama.  (Von Polly Anderson/AP)