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Kubas Präsident Raul Castro (77) hofft, dass sich unter Präsident Obama die Beziehungen zwischen den USA und Kuba normalisieren.

Foto: AP/ Javier Galeano

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Schauspieler und Journalist Sean Penn besuchte Ende Oktober zuerst Venezuela und dann Kuba.

Foto: AP/Miraflores Press Office)

Dem US-Schauspieler und Journalisten Sean Penn ist gelungen, wovon viele Kollegen träumen: auf Vermittlung des argentinischen Independent-Filmers Fernando Culichin konnte er kurz vor der US-Präsidentenwahl den kubanischen Staatschef Raul Castro interviewen.

Fidel Castros Bruder steht ausländischen Medien üblicherweise nicht zur Verfügung. Auch in diesem Fall wurde Penns Reisebegleitern, dem "Vanity Fair"-Kolumnisten Christopher Hitchens und dem Historiker Douglas Brinkey, der Zutritt zum Präsidenten verwehrt.

In dem siebenstündigen Gespräch erzählt Castro, dass die kubanische Führung den US-Wahlkampf genau verfolgt habe: vor allem ältere Ansprachen beider Kandidaten vor Exilkubanern in Miami seien analysiert worden. Den neuen US-Präsidenten Barack Obama würde Raul Castro gerne treffen. Da er aber die Tradition, nach der lateinamerikanische Staatsoberhäupter möglichst bald nach dem Amtsantritt nach Washington pilgern, für unfair hält, schlägt er einen neutralen Ort für das Treffen vor. Besonders geeignet dafür erscheint ihm das umstrittene US-Gefangenenlager Guantanamo im Südosten der Insel. Bei seiner Heimreise könnte Obama dann gleich die US-Flagge, die derzeit dort weht, mitnehmen, scherzt Raul.

Um den US-Stützpunkt, auf dem seit 2002 Terrorismusverdächtige festgehalten werde, dreht sich ein guter Teil des Interviews: Castro erwähnt, dass seit 1995 regelmäßige Treffen zwischen kubanischen und US-Militärs stattfinden, an denen auch Vertreter des US-Außenministeriums teilnehmen. Bei diesen Gesprächen, die laut Raul an jedem dritten Freitag des Monats abwechselnd inner- und außerhalb der Basis abgehalten werden, würden allerdings ausschließlich Themen abgehandelt, die die Militärbasis betreffen.

Falls es zu einem Treffen mit Obama kommt, will Castro vor allem auf eine Normalisierung der Handelsbeziehungen zwischen den beiden Staaten und eine Aufhebung der Reisebeschränkungen drängen: So könnten die Wiederaufbaumaßnahmen nach drei schweren Wirbelstürmen, die die Insel in den jüngsten Vergangenheit trafen, angekurbelt werden. Im Gegenzug könnte sich Raul eine Beteiligung US-amerikanischer Firmen an der Erschließung kürzlich entdeckter Ölvorkommen vor der kubanischen Küste vorstellen. Dabei müssten die US-Konzerne keine Enteignungen wie im Jahr 1960 fürchten: schließlich schütze das kubanische Handelsrecht Auslandsinvestoren.


Über sein Verhältnis zu seinem älteren Bruder Fidel, der ihm im Februar die Macht übergab, spricht Raul kaum: er lässt nur anklingen, dass er ihn sofort nach Beendigung des Interviews anrufen werde, um ihn über den Inhalt des Gesprächs zu informieren. (bed/derStandard.at/3.12.2008)