Nicht die Luft wird erhitzt, sondern Boden, Wand und Decke.
Angesichts der steigenden Energiekosten für Strom, Öl und Gas ist vermehrt von alternativen Energiequellen die Rede. Doch unabhängig von den Energieträgern – ganz gleich, ob fossile Rohstoffe, Pellets, Fernwärme, Erdwärme, Wind oder Sonne – gibt es viele unterschiedliche Möglichkeiten, ein Haus zu beheizen. Der klassische Heizkörper ist nur eine davon.
Neben den Kosten für Anschaffung und Betrieb spielt auch das Wohlbefinden eine wichtige Rolle. "Beim Heizen gilt es, zwischen konvektiven und strahlenden Systemen zu unterscheiden", erläutert Bauphysik-Experte Jochen Käferhaus. "Konvektive Heizsysteme wie etwa Radiatoren oder Konvektoren erhitzen die Raumluft, die Außenwände des Hauses bleiben jedoch kalt." Resultat: Man spürt die kalten Außenwände und versucht, dies durch hohe Heizkörpertemperaturen zu kompensieren.
Erwärmte Bauteile
Eine behagliche Alternative sind Strahlungsheizungen. In diesem Fall wird nicht die Luft erwärmt, sondern ein bestimmtes Bauteil. "Jeder kennt dieses Prinzip vom Kachelofen", sagt Käferhaus, "bei moderneren Systemen wie etwa Fußboden-, Wand- oder Deckenheizungen wird das gleiche Prinzip angewandt – mit dem Unterschied, dass hier ganze Bauteile erhitzt werden."
Als angenehm erweist sich hier, dass die Atemluft im Vergleich zu den erwärmten Bauteilen relativ kühl bleibt. "Der menschliche Körper braucht zum Atmen trockene, kühle Luft, weil er die eigene Wärme über die Atmung abgeben will", sagt der Experte. Was nur Wenige wissen: "Wenn die Luft warm und feucht ist, wie dies bei Konvektoren üblich ist, kommt der Wärmehaushalt des Menschen durcheinander."
Was muss man beim Einbau einer Bauteilheizung beachten? "Um über Boden, Wand oder Decke heizen und die Wärme in diesen Bauteilen überhaupt speichern zu können, braucht man ausreichend Gebäudemasse", weiß der Grazer Architekt Markus Pernthaler. Fußböden sind besonders geeignet: Dabei wird der Estrich durch darunter liegende Heizrohre erwärmt.
Weil der Fußboden aufgrund seiner großen Fläche mit Niedrigtemperatur unter dreißig Grad beheizt werden kann, sind heute beinahe alle Fußbodenbeläge möglich. Am häufigsten anzutreffen sind Keramikfliesen und Parkett, wobei auf die richtige Holzwahl zu achten ist. Weiche und leichte Hölzer haben gute Dämmeigenschaften und eignen sich daher nur bedingt. Hier gilt die Präferenz den harten und schweren Hölzern. Die dämmende Wirkung ist auch bei Teppichböden zu beachten. Pernthaler: "Wenn der Teppich zu dick ist, geht der Heizeffekt verloren."
Bessere Dämmeigenschaft
Ergänzend zur Fußbodenheizung können auch Wände und Decken beheizt werden. Deckenheizungen bieten die Möglichkeit einer Doppelnutzung: Im Sommer können die Leitungen zur Kühlung verwendet werden. Einen Nachteil gibt es dafür bei Wandheizungen: Beim Einschlagen von Nägeln ist Vorsicht geboten.
Abhilfe schafft hier eine Wandheizung, die nur die Sockelzone beheizt. Dies hat den Vorteil, dass die Wände nicht nur beheizt, sondern allenfalls auch getrocknet werden, was die Dämmeigenschaft stark verbessert. Käferhaus: "Gerade bei der Sanierung historischer Gebäude lassen sich hier enorme Energieeinsparungen erreichen."
Trotz all dieser bauphysikalischen Vorteile sollten Bauteilheizungen sehr gezielt eingesetzt werden. Soll ein Raum rasch beheizt werden, erweist sich die Trägheit der Bauteilerwärmung als großer Nachteil. In so einem Fall rät Architekt Pernthaler, beim preisgünstigen Radiator zu bleiben. Das geht schneller.
Fällt die Entscheidung zugunsten einer Bauteilheizung, sollte man je nach System mit zehn bis 50 Prozent höheren Investitionskosten gegenüber einer Radiatorenheizung kalkulieren. Mehrkosten, die sich bald rechnen: "Sonnenkollektoren beispielsweise werfen während der kalten Jahreszeit zwar nur wenig Wärme ab", so Pernthaler, "für die Beheizung von Bauteilen mit Niedrigtemperatur kann diese aber durchaus genutzt werden." (Fabian Wallmüller, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29./30.11.2008)