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Finanzminister Janos Veres.

Foto: Reuters/Balogh

Brüssel - Ungarn erwägt wegen der Finanzkrise eine frühere Einführung des Euro. "Wegen der Finanzkrise kann Ungarn eigentlich die Schulden viel früher abbezahlen als geplant. Dadurch kann man die Euro-Einführung in die nähere Zukunft rücken", sagte Finanzminister Janos Veres am Dienstagabend gegenüber der APA und dem "Wirtschaftsblatt" in Brüssel. Die Regierung habe kein offizielles Datum für den Beitritt zur Euro-Zone, wolle aber Ungarn bereits Ende 2009 in den Wechselkursmechanismus "ERM-2" - den Warteraum für die Eurozone - aufnehmen.

Die Wechselkursbindung ist eine wichtige Vorstufe zur Teilnahme an der Währungsunion. Die Landeswährung muss zwei Jahre lang am Europäischen Wechselkursmechanismus (ERM-2) teilgenommen und feste Bandbreiten ohne starke Schwankungen eingehalten haben.

Kein Spekulationsrisiko

Der Euro würde mehrere große Vorteile für Ungarn bringen, sagte Veres. Mit der Gemeinschaftswährung bestünde kein Spekulationsrisiko, wie dies in der Finanzkrise gegen den Forint der Fall war. Für Ungarns Außenhandels würden Geschäfte berechenbarer, derzeit sei die Fluktuation des Forint sehr groß. Der internationale Handel würde für beide Seiten billiger, sagte der Finanzminister.

"Vielleicht können wir auch noch einige strukturelle Reformen durchführen bis zur Euro-Einführung: Es geht um die Steuer-, die soziale und um die kommunale Reform", sagte Veres. Der Minister kündigte harte Einschnitte bei den öffentlichen Ausgaben an. So werde an Pensionisten nur noch die Durchschnittsrente in Höhe von 80.000 Forint ausbezahlt, Rentner unter 62 Jahren hätten keinen Anspruch auf eine 13. Monatspension mehr. Für Beamte im öffentlichen Dienst seien Gehaltserhöhungen auf Eis gelegt worden, sagte Veres. Generell würden die Ausgaben im Budget im kommenden Jahr nicht erhöht.

Rettungspaket

Der Internationale Währungsfonds (IWF), die Europäische Union und die Weltbank haben Ungarn ein wirtschaftliches Rettungspaket in Höhe von 25,1 Mrd. Dollar (20 Mrd. Euro) gewährt, damit das vom Staatsbankrott bedrohte Land besser mit der Finanzkrise fertig wird.

Ungarn will im nächsten Jahr die Maastricht-Defizitgrenze nicht überschreite. Die Regierung peilt 2009 ein Defizit von 2,6 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) an. Die EU hat für das kommende Jahr ein Defizit von 3,3 Prozent prognostiziert und eine öffentliche Verschuldung von 66 Prozent. Die Maastricht-Kriterien sehen eine Defizitgrenze von 3 Prozent und maximale Schulden von 60 Prozent vor.

Veres zeigte sich zuversichtlich, dass Ungarn auch die Inflation - wie für den Euro-Beitritt erforderlich - schnell senken könnte. Schwierig sei vor allem die Erreichung des Zinskriteriums, denn derzeit sei das Zinsniveau mit 11 Prozent noch sehr hoch. Den Maastricht-Kriterien zufolge darf die Rendite langfristiger Anleihen nicht mehr als zwei Prozentpunkte höher sein als die in den drei EU-Ländern mit der niedrigsten Inflationsrate.(APA)