Die geplante Ausgliederung des Radio Symphonieorchester Wien (RSO) des ORF stößt erneut auf Kritik. Sowohl der Österreichische Kunstsenat als auch die Gewerkschaft fordern heute eine explizite Verankerung des RSO im Rundfunkgesetz.
"Dieses Orchester ist derzeit das einzige Österreichs, das regelmäßig und auf hohem Niveau Musik lebender Komponisten, der klassischen Moderne und selten gespielte Werke der Vergangenheit aufführt. Es stellt daher einen unverzichtbaren Faktor im österreichischen Kulturleben dar", heißt es in einem Offenen Brief des Kunstsenats, dem u.a. die Komponisten Friedrich Cerha, Heinz Karl Gruber und Kurt Schwertsik angehören.
"Viele europäische Rundfunkanstalten erhalten ihre Orchester um derartige Aufgaben zu erfüllen. Es herrscht Einigkeit darüber, dass dieser Bereich unter den gegebenen Voraussetzungen nur jenseits kommerzieller Zwänge erschlossen und gepflegt werden kann", so der Kunstsenat weiter, "Folgerichtig sind Orchester, die sich ihm widmen, in Institutionen verankert, die einen öffentlichen Auftrag haben das vitale Kulturgut und Kulturerbe nachhaltig zu pflegen. Der ORF ist eine solche. Das RSO besteht in seinem Rahmen seit 40 Jahren und erfüllt den Kulturauftrag seither offensichtlich in vorbildlicher Weise."
Keine Konzepte
Für den Fall einer Ausgliederung des RSO existierten "keinerlei langfristig verbindliche finanzielle und strukturelle Konzepte", "eine nicht ausreichend geprüfte Entscheidung in dieser Richtung würde einer Existenzgefährdung des Orchesters Vorschub leisten und es zwingen, sich in der Programmierung populistischen Tendenzen zu beugen". Daher sei "heute mehr denn je eine explizite Verankerung des RSO im Rundfunkgesetz zu fordern.
"Für die kommende Novelle des ORF-Gesetzes erwartet die Gewerkschaft die explizite Aufnahme des Rundfunk Symphonie Orchesters in den Kulturauftrag", fordert auch Peter Paul Skrepek in einer Aussendung. RSO-Betriebsrat Bernhard Ziegler: "In Deutschland wurde in den letzten Jahren kein einziges Rundfunkorchester ausgegliedert. Und das aus gutem Grund!" Auch die Situation für die Orchester der österreichischen Bundestheater bleibe dramatisch, ein Streik werde nicht mehr ausgeschlossen, heißt es. "Österreich ist dabei, seinen Ruf als erste Adresse der Orchesterkultur aufs Spiel zu setzen", so Peter Siakala, Vorsitzender der Orchester-Fachgruppen.
Laut "Kurier" (Mittwoch-Ausgabe) heißt es in der den Stiftungsräten vorgelegten mittelfristigen Finanzplanung: "Der Betrieb des RSO ist im öffentlich-rechtlichen Auftrag nicht explizit enthalten. (...) Nach der Einschätzung unserer Anwälte reicht der Gesetzeswortlaut derzeit nicht aus, um die Finanzierung des RSO aus Programmentgelten außer Streit zu stellen." Laut der Zeitung geht um ein Kostenvolumen von etwa zehn Millionen Euro. (APA)