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Fast zwei Millionen Österreicher sind laut Statistik Austria dauerhaft beeinträchtigt

Foto: AP/Eraldo Peres

Wien - Am 3. Dezember wird der internationale Tag der Behinderten begangen. In Österreich gab es im Vorjahr (Stand Juli) 94.190 begünstigte Behinderte nach dem Behinderteneinstellungsgesetz, heißt es im Entwurf des aktuellen "Berichts der Bundesregierung über die Lage von Menschen mit Behinderungen". 31.392 Personen waren als Arbeitslose mit Behinderung vorgemerkt. Die Armutsgefährdungsquote von Behinderten ist mit 20 Prozent fast doppelt so hoch wie die von Nichtbehinderten (elf Prozent).

Statistische Daten

Laut einer Statistik Austria-Befragung für den Bericht - an der 8.195 Menschen teilnahmen - haben hochgerechnet 1,7 Millionen Österreicher in Privathaushalten eine dauerhafte Beeinträchtigung, von einer leichten Sehbeeinträchtigung bis zur vollständigen Immobilität. Nach der jährlichen "Erhebung zu den Einkommen und Lebensbedingungen" (EU-SILC) gelten hochgerechnet etwa 1,6 Millionen Menschen in Österreich zwischen 16 und 64 Jahren als behindert im "engeren" (mindestens sechs Monate dauernde, subjektiv wahrgenommene starke Beeinträchtigung im Alltag) oder "weiteren" (chronisch krank ohne starke Beeinträchtigung im Alltag) Sinn.

Eine Million haben Mobilitätsprobleme

Hochgerechnet rund eine Million Menschen (13 Prozent der Bevölkerung) ist von ständigen Mobilitätsproblemen betroffen. Sieben Prozent haben mehr als eine dauerhafte Beeinträchtigung und weitere sieben Prozent sind anders, vor allem chronisch beeinträchtigt. 3,9 beziehungsweise 2,5 Prozent haben Probleme beim Sehen beziehungsweise Hören. 2,5 Prozent leiden unter psychischen Problemen, etwa ein Prozent unter geistigen beziehungsweise Lernschwierigkeiten und 0,8 Prozent sind beim Sprechen eingeschränkt.

21,2 Prozent der Befragten gaben an, durch ihre Behinderung am häufigsten Probleme in der Freizeit zu haben, 16,1 Prozent im öffentlichen Verkehr und 12,6 Prozent in der Wohnung. 11,1 Prozent der betroffenen Erwerbspersonen haben Probleme in der Arbeit. Die Beschäftigungsquote beträgt bei Behinderten im weiteren Sinn 55 Prozent und bei Betroffenen im engeren Sinn 34 Prozent.

Bildung

Während laut dem Entwurf 18 Prozent der Nichtbehinderten zwischen 24 und 64 Jahren maximal einen Pflichtschulabschluss haben, sind es bei den Behinderten 38 Prozent. Eine Lehre oder mittleren Schulabschluss haben 53 Prozent der Nichtbehinderten und 51 Prozent der Behinderten, über eine Matura verfügen nur zehn Prozent der Behinderten im Gegensatz zu 29 Prozent der Nichtbehinderten.

Armutsgefährdung

Behinderte Frauen haben eine um die Hälfte höhere Armutsgefährdungsquote als betroffene Männer (23 zu 16 Prozent), hieß es im Entwurf. Elf Prozent der Behinderten sind manifest arm, bei den Nichtbehinderten sind es vier Prozent. Am stärksten betroffen sind auch hier die 16- bis 64-jährigen behinderten Frauen (16 Prozent).

21 Prozent der Behinderten im Gegensatz zu neun Prozent der Nichtbehinderten gaben an, aus finanziellen Gründen keine Freunde nach Hause einzuladen. 43 Prozent der Betroffenen beziehungsweise 23 Prozent der Nichtbetroffenen können sich keinen Urlaub leisten. 14 Prozent der Behinderten und drei Prozent der Nichtbehinderten sind mit ihrer Lebenssituation generell unzufrieden.

Am meisten Menschen in Entwicklungsländern betroffen

International gesehen, leben laut Petra Bayr, SPÖ-Bereichssprecherin für Globale Entwicklung,  600 Millionen Menschen mit Behinderung, 70 bis 80 Prozent davon in Entwicklungsländern. Dass so viele Menschen mit Behinderung in den Entwicklungsländern leben, liegt am Problem der Armut, etwa die Hälfte aller Behinderungen gehen auf den Faktor Armut zurück, wären also vermeidbar. "In Armut lebende Menschen haben keine ausreichende Nahrung, womit der Blindheit aufgrund von Unterversorgung mit Vitamin A Vorschub geleistet wird", so Bayr.. Bber in Armut lebende Menschen haben auch keine ausreichende medizinische Versorgung, weshalb auch relativ harmlose Arm- oder Beinbrüche zu einer lebenslangen Behinderung werden können.

Umsetzung der UN-Konvention

Anlässlich des Internationalen Tages von Menschen mit Behinderung haben Vertreter der Zivilgesellschaft und der Behindertenbewegungen in Österreich die rasche Umsetzung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen gefordert. Man freue sich über die zügige Ratifizierung unter der "alten" Bundesregierung; die "neue" müsste diese nun aber schnell implementieren, so Christina Meierschitz von der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (ÖAR). Die UN-Konvention trat am 3. Mai dieses Jahres in Kraft und wurde in Österreich am 26. September ratifiziert. Seit 23. Oktober ist sie für das Land verbindlich. Mit der Umsetzung der Konvention muss nun laut dem Präsidenten des Österreichischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes, Gerhard Höllerer, auch jeder blinde Mensch einen Blindenführhund oder ein sogenanntes Mobilitätstraining bezahlt bekommen, bisher sei dies in Österreich nur für Betroffene im Arbeitsalter möglich gewesen. (APA/red)