Wien - Verschenkte Ferkel, Wischmopp-Aktionen vor TV-Kameras - das neue Wahlrecht in Rumänien sorgte für einen teilweise obskuren Wahlkampf. Seitdem die Rumänen ihre Mandatare direkt wählen dürfen, steigt manch obskurer Kandidat in die Politik ein.
Dass das nur auf ein stärkeres Persönlichkeitswahlrecht zurückzuführen sei, glaubt man bei der österreichischen „Initiative Mehrheitswahlrecht" nicht. „Es ist sehr bedauerlich, wenn es Auswüchse gibt", sagt Herwig Hösele von der Initiative. Es gebe aber jede Menge anderer Beispiele, „wo das bestens funktioniert", ergänzt der ehemalige ÖVP-Bundesrat. Ziel der österreichische Initiative ist neben einem Mehrheitswahlrecht daher auch weiterhin eine stärkere Personalisierung - sprich Direktwahl.

Ein personenbezogenes Wahlrecht fördere zumeist exzentrische Wahlkämpfe wie jenen in Rumänen, meint hingegen Dieter Segert, Osteuropaspezialist am Institut für Politikwissenschaften an der Uni Wien, im Standard-Gespräch. Das liege in der Natur der Sache: In Wahlsystemen, wo alleine die Parteien darüber entscheiden, welche Kandidaten auf wählbare Plätze kommen, müssten sich Politiker schließlich weit weniger darum bemühen, aufzufallen. Darin liegt allerdings auch der Vorteil personenbezogener Wahlen: Die Kandidaten müssen den stärkeren Kontakt zu ihren Wählern suchen, die Gefahr, dass Personen antreten die ihren Wahlkreis nicht einmal kennen, sei weit geringer. (pm, szi, DER STANDARD, Printausgabe, 4.12.2008)