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Trotz Löschwasser ist ein Streit um die Feuerwehr entbrannt

Foto: AP/Eckehard Schulz

Linz - In der Marktgemeinde Vöcklamarkt scheint es brandgefährlich zu sein. Zumindest lässt darauf die Zahl der ortsansässigen Feuerwehrler schließen. Von den 5000 Einwohnern der Gemeinde hat sich jeder zehnte freiwillig bereit erklärt, im Ernstfall jederzeit zum Schlauch zu greifen. Womit sich wohl auch die insgesamt neun Freiwilligen Feuerwehren von Vöcklamarkt erklären.

Blaulicht-Auswüchse

Doch genau solche Blaulicht-Auswüchse sind dem Oberösterreichischen Landesrechnungshof (LRH) ein Dorn im Auge und finden sich daher in dem am Mittwoch veröffentlichten Prüfbericht "Feuerwehrwesen in Oberösterreich". Gegenstand der Prüfung waren zwar nicht die Leistungen der Feuerwehren, deutlich wird aber, dass es für die Zukunft massive strukturelle Veränderungen braucht. "Vor allem in Gemeinden mit mehreren Feuerwehren haben einige oft nur wenige Einsätze pro Jahr. Dies führt häufig zu einer Ungleichverteilung der Einsatzlasten und tendenziell zu einer Überausstattung, die die Frage nach verstärkter Nutzungsmöglichkeit vorhandener Synergiepotenziale aufwirft", erläutert LRH-Direktor Helmut Brückner. Es gehe aber nicht darum, Gelder "wegzunehmen", sondern diese effizienter einzusetzen. "Immerhin geht es um Steuergeld", mahnt Brückner.


Die Ursachen würden beim Land liegen: "Dort wird eine strategische Steuerungsfunktionen kaum wahrgenommen, man beschränkt sich im Wesentlichen auf die Finanzierung des Systems." Auch Doppelstrukturen im Förderprozess müsse man beseitigen. Den Veränderungsbedarf machen folgende Zahlen noch deutlicher:

  • 64 Gemeinden haben jeweils vier oder mehr Feuerwehren in ihrer Gemeinde.
  • Zumindest 106 freiwillige Feuerwehren hatten sowohl 2006 als auch 2007 jeweils nicht mehr als zehn Einsätze.
  • Mehr als 50 Prozent absolvierten 2006 und 2007 maximal drei Brandeinsätze.
  • 2006 gab es 16 Feuerwehren ohne einen einzigen Einsatz.

    "Das sind Fakten, über die man nachdenken dürfen muss", ist Brückner überzeugt.

    "Kitt für die Gesellschaft"

    Josef Six, VP-Bürgermeister von Vöcklamarkt, bleibt gelassen: "Es gibt seit Jahrhunderten bei uns neun Feuerwehren. Da lässt sich nichts zusammenlegen - der Wettbewerb ist zu groß." Ob dann im Ernstfall immer 500 Mann ausrücken? Six: "Nein. Die meisten Feuerwehren sind spezialisiert. Eine etwa auf Heustadlerwärmungen. Sie wissen ja gar nicht, wie schnell es rauchen kann, wenn man das Heu zu früh einlagert."

    Der zuständige Landesrat Josef Stockinger (VP) weist die LRH-Kritik in einer ersten Reaktion erwartungsgemäß zurück und beurteilt die Verbesserungsvorschläge als "höchst theoretisch". Feuerwehren seien am Land oft das letzte verbliebene infrastrukturelle Element, erklärte Stockinger. "Sie wirken wie ein Kitt für die Gesellschaft." Landesfeuerwehrkommandant Johann Huber pocht auf keine "theoretisch geführte, sondern eine fachliche" Diskussion. Er sei gegen Experimente, die zu Personalverlust führen könnten. (Markus Rohrhofer, DER STANDARD Printausgabe 4.12.2008)