Wien - Die kumulierten Gewinne der heimischen Banken dürften nach einer Schätzung der Oesterreischichen Nationalbank (OeNB) wegen der Finanzkrise heuer auf das Niveau der Jahre 2005 und 2006 zurückfallen. Die Erwartungen der Institute für ihre Jahresabschlüsse für das Gesamtjahr 2008 lägen mit 3,57 Mrd. Euro um 25 Prozent unter dem kumulierten Jahresüberschuss 2007 (von 4,77 Mrd. Euro) und um 5,2 Prozent niedriger als noch nach dem 1. Halbjahr 2008 erwartet, erklärte die OeNB am Donnerstag. Damit läge der Gewinn des Sektors auf einem ähnlichen Niveau wie 2006 (3,89 Mrd. Euro) oder 2005 (3,76 Mrd. Euro).

Bis September ist die Ertragslage der heimischen Banken laut OeNB relativ stabil geblieben. Das unkonsolidierte Betriebsergebnis lag in den ersten drei Quartalen mit 4,38 Mrd. Euro nur um 5,0 Prozent unter der Vergleichsperiode des Vorjahres.

Ertragszuwachs abgeflacht

Hintergrund dieser Entwicklung waren die gegenüber 2007 um 0,17 Mrd. Euro bzw. 1,4 Prozent auf 12,71 Mrd. Euro geringer angewachsenen Betriebserträge, während die Betriebsaufwendungen um 0,40 Mrd. Euro bzw. 5,1 Prozent auf einen Betrag von 8,33 Mrd. Euro gestiegen sind. Zuletzt hatte es im Jahr 2002, kurz nach den US-Terroranschlägen von September 2001, in einigen Quartalen einen Rückgang des Betriebsergebnisses gegeben.

Der Anstieg der Betriebsaufwendungen wurde vor allem durch den um 0,17 Mrd. Euro oder 6,4 Prozent gestiegenen Sachaufwand und den - bedingt durch mehr Dotierungsbedarf bei Pensionsrückstellungen - um 0,34 Mrd. Euro oder 8,5 Prozent gewachsenen Personalaufwand verursacht.

Das Wachstum der Betriebserträge wurde primär durch einen Rückgang des Provisionsgeschäfts um 0,32 Mrd. Euro oder 9,1 Prozent gegenüber den ersten drei Quartalen 2007 und durch Drehung des Saldos aus dem Finanzgeschäft ins Negative (-0,66 Mrd. Euro bzw. -198 Prozent auf -0,33 Mrd. Euro) gebremst. Markant fielen aber die Zuwächse beim Nettozinsertrag und den Erträgen aus Wertpapieren und Beteiligungen aus. Das Nettozinsertragsplus von 11,4 Prozent oder 0,62 Mrd. Euro war der größte Zuwachs in den ersten drei Quartalen eines Jahres überhaupt seit 1993. Daran hatte vor allem das Auslandszinsgeschäft großen Anteil.

Bawag verhandelt über Hilfspaket

Gelder aus dem staatlichen Banken-Hilfspaket könnten nun auch von der Bawag P.S.K. in Anspruch genommen werden. Diesbezügliche Vorgespräche mit der Notenbank und der Finanzmarktaufsicht würden laufen, bestätigte Regina Prehofer, Vorstand für das Privat- und Firmenkundengeschäft, dem "WirtschaftsBlatt" (Donnerstag-Ausgabe).

Inoffizielle Berechnungen würden davon ausgehen, dass sich die Bawag zwischen 300 und 400 Mio. Euro vom Staat holen wird - aus "Wettbewerbsgründen", wie es heißt. Damit könnte die Eigenkapitalquote von derzeit 8,6 Prozent leicht auf mehr als 10 Prozent gesteigert werden. "Neun bis zehn Prozent oder sogar darüber sind derzeit international gefordert", so Prehofer.

Klar ist die mögliche Form: "In Österreich gibt es das Modell mit Partizipationskapital, und das ist vernünftig." Mit einer Verzinsung für die Republik von acht Prozent hätte Prehofer kein Problem. "Kapital hat momentan eben seinen Preis."

Wann das Staatsgeld fließen könnte, ist noch offen. Prehofer: "Das hängt ja nicht nur von uns ab." Nachdem es aus Brüssel nach wie vor kein finales Okay für die Erste Bank gibt, die sich wie berichtet 2,7 Mrd. Euro ausborgen möchte, wird es auch bei der BAWAG noch dauern. Dass es sich noch heuer ausgeht, gilt dem Bericht zufolge mittlerweile als unwahrscheinlich. (APA)