Uganda, von Winston Churchill einmal als "Perle Afrikas", zählt zu den ärmsten Ländern der Welt. Ein Drittel der rund 30 Millionen Einwohner lebt unter der Armutsgrenze.

Foto: DKA

Paul Bateeze ist Leiter der ugandischen NGO JIDDECO (Jinja Diocesan Coordinating Organisation). Die NGO ist in der Diözese Jinja im Südosten des Landes aktiv. Probleme dort sind niedrige Ernteerträge wegen schlechter Qualität der Böden und des Saatgutes. Die Folgen sind Krankheiten und Unterernährung.

Foto: derStandard.at/Kampl

JIDDECO richtet sich an Bauernfamilien, die Subsistenzwirtschaft betreiben. Ziel ist die nachhaltige Produktion von Lebensmitteln. Es gibt Kurse zum Anbau von Saatgut und zu Viehzucht. Weitere Aktivitäten sind etwa die Prävention von HIV/Aids, die Sicherung von sauberem Trinkwasser.

Foto: DKA

Die Finanzkrise wird sich auch negativ auf die Entwicklungshilfe-Zahlungen für Afrika auswirken. Auch Organisationen, die sich über private Spendengelder finanzieren, sind betroffen. "Alles was in Europa und den USA passiert, hat massive Auswirkungen auf Afrika", sagt Paul Bateeze im Gespräch mit derStandard.at. Bateeze ist Leiter von JIDDECO (Jinja Diocesan Coordinating Organisation). Die NGO der Diözese Jinja leisten im Südosten von Uganda Entwicklungsarbeit. Finanziert wird sie unter anderem auch von der österreichischen Sternsingeraktion, die insgesamt mehr als 500 Projekt in Afrika unterstützt. Dieses Jahr liegt der Schwerpunkt auf Uganda.

Einem Land das seit mehr als 20 Jahren nicht zur Ruhe kommt. Ein Bürgerkrieg im Norden destabilisiert die Region. Die derzeit laufenden Friedensverhandlungen sind entscheidend. Uganda ist eines der ärmsten Länder der Welt. Ein Drittel der rund 30 Millionen Einwohner lebt unter der Armutsgrenze. Der Human Development Index der UNO aus dem Jahr 07/08 listet Uganda auf dem 154 Platz - von insgesamt 177 Ländern. Seit 22 Jahren regiert Präsident Yoweri Kaguta Museveni. Die nächsten Wahlen finden 2011 statt.

***

derStandard.at: Mit welchen Problemenfeldern sind Sie bei Ihrer Arbeit konfrontiert?

Bateeze: Es gibt drei davon: Das erste ist der schlechte Gesundheitszustand von vielen Leuten, die zu uns kommen. Viele haben zum Beispiel Krankheiten wie Malaria, HIV/Aids oder sie leiden an Unterernährung. Das zweite Problemfeld, das aber eng mit dem ersten verknüpft ist, ist die Nahrungsmittelknappheit. Wenn Menschen nicht genug zu essen haben, nehmen sie zu wenig Kalorien zu sich. Deswegen sind sie auch weniger produktiv und natürlich anfälliger für Krankheiten. Das dritte Problemfeld ist Armut. Die Menschen haben ein geringes Einkommen. Außerdem gibt es einen Preisverfall auf den internationalen Märkten für die traditionellen Produkten aus unserer Region - wie Kaffee und Baumwolle.

derStandard.at: Was können sie dagegen unternehmen?

Bateeze: Wir versuchen die Menschen über ihre eigenen Ressourcen aufzuklären, trotz all der Schwierigkeiten haben sie ihre Arbeitskraft, Land. Und wir informieren über Krankheitsvorsorge. Es geht aber auch darum, mehr und bessere Nahrungsmittel zu erzeugen. Wir helfen auch beim Marketing der erzeugten Produkte. 

derStandard.at: Ihre Organisation finanziert sich über private Spenden. Befürchten sie wegen der Finanzkrise einen Rückgang im Spendenaufkommen? Und auch den Rückgang staatlicher Hilfsgelder aus dem Ausland für Uganda?

Bateeze: Bei uns sagt man: Wenn Europa niest, bekommt Afrika den Schnupfen. Was auch immer in Europa oder den USA passiert - wie minimal auch immer - hat einen massiven Effekt in Afrika. Viele afrikanische Länder sind zu einem hohen Prozentsatz ihres Budgets von ausländischen Hilfszahlungen abhängig. Bis vor wenigen Jahren war auch Uganda zu mehr als 50 Prozent davon abhängig. Natürlich versuchen wir das zu reduzieren, aber es ist noch immer ein enormer Anteil. Was den Kapitalzufluss betrifft, gibt es auf staatlicher Seite Befürchtungen, dass die Hilfszahlungen sinken. Aber auch private Organisationen in Europa fürchten, dass die Menschen wegen der Finanzkrise weniger spenden. Aber die Senkung der Hilfszahlungen ist nur eine Seite der Krise. Es geht auch um Handel: Wenn die Nachfrage nach unseren Produkten sinkt, hat das natürlich auch negative Auswirkungen. Und die Menschen, die am stärksten betroffen sind, sind die Ärmsten.

derStandard.at: Der britische Premierminister Winston Churchill nannte Uganda einmal "die Perle Afrikas". Heute ist Uganda eines der ärmsten Länder der Welt. Wie passt das zusammen?

Bateeze: Uganda hat einen reichen Boden und viele natürliche Ressourcen, die wir einfach nutzen könnten. Aber das Problem waren die Kriege. Als Idi Amin im Jahr 1971 Präsident wurde, begann es schlechter zu werden. Die Asiaten, die mehr oder weniger die Wirtschaft in der Hand hatten, wurden vertrieben. Das war ein Desaster für das Land. Ganze Industrien brachen zusammen. Uganda war isoliert.

Amin war ein Diktator, er hat Leute umgebracht, viele flüchteten aus dem Land. Ich bin mir sicher, er hatte auch gute Absichten. Aber wie er sie durchsetzen wollte, die Methoden, die er angewandt hat, haben das Land zugrunde gerichtet. Auch nach Amins Absetzung 1979 hat keinen dauerhaften Frieden gebracht. Der Bürgerkrieg im Norden kommt auch nach mehr als 20 Jahren nicht gänzlich zur Ruhe. Uganda ist also immer wieder in Kriegs-Zyklen involviert gewesen. Und Krieg ist etwas Grauenhaftes.

Aber auch Missmanagement und Korruption auf der Regierungsebene sind große Problem. Wo es Korruption gibt, darf man sich nicht viel erwarten. Die Menschen werden pathetisch und glauben nicht mehr an Besserung. Mittlerweile gibt es Initiativen zur Korruptionsbekämpfung und die Menschen beginnen sich dagegen zu wehren.

derStandard.at: Präsident Museveni ist seit mehr als 20 Jahren im Amt. Würde ein Wechsel an der Staatsspitze nach den nächsten Wahlen in 2011 die Situation zum besseren verändern?

Bateeze: Da bin ich mir nicht so sicher. In den ersten zehn Jahren seiner Amtszeit hat Museveni viel weitergebracht. Er hat das Land dorthin gebracht, wo es heute ist. Dann begannen sich die Dinge zu verändern. Die Beschränkung auf zwei fünfjährige Amtszeiten wurde aufgehoben. Wir wissen nicht, ob es Veränderungen gibt, und wenn ja, kennen wir die Richtung nicht. (Michaela Kampl, derStandard.at, 4.12.2008)