Wien - Zur Feststellung einer Insulinunempfindlichkeit (Insulinresistenz) haben Wiener Wissenschafter einen Index aus Werten herkömmlicher Untersuchungsmethoden entwickelt, mit dem sich die Situation des Einzelnen leicht bestimmen lassen kann. Die Entwickler dieses "Clix"-Index wurden am Donnerstag mit dem Theodor-Billroth-Preis der Ärztekammer für Wien ausgezeichnet.

In der prämierten Arbeit beschäftigte sich Christian Anderwald von der Klinischen Abteilung für Endokrinologie und Stoffwechsel der Uni-Klinik für Innere Medizin III am Wiener AKH mit der Insulinresistenz. Er und seine Co-Autoren entwickelten einen Index, den "Clamp-Like Index" ("CLIX"), der die Insulinempfindlichkeit aussagekräftig demonstriert, sicher aber gleichzeitig durch routinemäßig verfügbare Laboranalysen aus dem oralen Glukosetoleranztest herleiten lässt. Das macht die Verwendung einfach und könnte die nachfolgende Therapie erleichtern.

Zweite Auszeichnung

Die zweite ausgezeichnete Arbeit stammt von Johannes Grisar, ebenfalls von der Wiener Universitätsklinik für Innere Medizin III (Klinische Abteilung für Rheumatologie). Grisar beschäftigte sich mit der Bedeutung endothelialer Vorläuferzellen (EPZ) bei der chronischen Polyarthritis ("Gelenksrheuma"). EPZ sind für die Gefäßneubildung, insbesondere in schlecht durchbluteten Geweben, wichtig. Im Blut zirkulierende EPZ sind in ihrer Zahl bei der chronischen Polyarthritis in Abhängigkeit von der Krankheitsaktivität reduziert. In der prämierten Studie haben die Wissenschafter die EPZ bei Patienten mit aktiver chronischer Polyarthritis, die eine einwöchige Therapie mit Cortison (Steroidtherapie) erhielten, jeweils vor und nach der Therapie bestimmt. Durch diese therapeutische Intervention konnte die Krankheitsaktivität signifikant reduziert werden.

Eindrucksvoll zeigte sich aber auch, dass die Spiegel der EPZ nach der einwöchigen Therapie signifikant auf das Niveau von gesunden Kontrollen anstiegen und andererseits die Tumor-Nekrose-Faktor-(TNF-)Spiegel deutlich abgefallen sind. Bei der Behandlung schwerer Polyarthritis werden aber zunehmend und erfolgreich monoklonale Antikörper und andere Biotech-Medikamente eingesetzt, die auf den TNF-Spiegel einwirken. TNF-Blocker können die Zahl der endothelialen Vorläuferzellen normalisieren. Zusammenfassend kann bei aktiver chronischer Polyarthritis durch Steroide eine Normalisierung der EPZ wie auch durch TNF-Blockergabe erzielt werden; dieser Effekt dürfte einerseits durch die Reduktion von TNF als auch direkt steroidassoziiert sein.

Dritte Auszeichnung

Die dritte Billroth-Auszeichnung ging an Oskar Koperek vom Klinischen Institut für Pathologie der MedUni Wien. Er hat bewiesen, dass die Bildung von faserreichem Gewebe zwischen Tumorzellen ein mögliches Metastasierungsproblem anzeigt.

Forschungsförderungspreise der Erste Bank

Gemeinsam mit den Auszeichnungen der Billroth-Preise wurden am Donnerstag auch die Forschungsförderungspreise der Erste Bank vergeben. Die Themen der prämierten Arbeiten:

  • Rezeptoren, die offenbar in vermehrter Zahl auf bestimmten weißen Blutkörperchen (Monozyten) vorhanden sein müssen, um im Laufe der Entwicklung einer chronischen Polyarthritis zu "Knochenfressern" (Osteoklasten) zu werden
  • das Protein Osteopontin bei der im Rahmen der Adipositas im Körper ablaufenden unterschwelligen Entzündungsreaktion im Fettgewebe
  • das Yo-Antigen - ein Tumorantigen, das Ärzte am SMZ-Ost in Wien auch in der Sprachregion der Hirnrinde identifizieren konnten.

Fünf der sechs Ausgezeichneten arbeiten an der MedUni Wien. (APA)