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Eine ausgewogene Ernährung macht Nahrungsergänzungsmittel oft unnötig - in jedem Fall sollte ein Arzt konsultiert werden, wenn Präparate eingenommen werden

AP/Fabian Bimmer

Wien - Im Herbst und im Winter wird das Immunsystem auf die Probe gestellt: Beheizte Räume und kaltes, feuchtes Wetter sind gute Voraussetzung für eine Erkältung. Eine ausgewogene Ernährung stärkt den Körper und schützt vor Bakterien, Viren und Parasiten. Die Lösung klingt so einfach: Eine Tablette am Tag deckt den Bedarf an Vitaminen und Mineralstoffen ab. Bereits jeder fünfte Österreicher nimmt laut "forum. ernährung heute" regelmäßig und ohne ärztliche Beratung Nahrungsergänzungsmittel ein. Aus ernährungswissenschaftlicher Sicht ist das oft nicht notwendig. Der Markt dafür steigt dennoch rasant an.

Ob die Tabletten, Pulver und Säfte prinzipiell eine positive Wirkung haben, ist umstritten. Fest steht: Mit den Nahrungsmitteln, die es in Österreich zu kaufen gibt, lässt sich die Palette an notwendigen Vitaminen abdecken. Und auch wenn es Hinweise gibt, dass bestimmte Nährstoffe Krankheiten vorbeugen können, ist noch vieles Spekulation, wie Stiftung Warentest informiert. Oft lässt sich nicht eindeutig klären, ob die Wirkung von einem Nahrungsmittel als Ganzem ausgeht oder ob auch die einzelnen Nährstoffe die Effekte erzielen können.

Empfehlung ist nicht gleich Bedarf

Nahrungsergänzungsmittel können in Österreich ohne Zulassung auf den Markt gebracht werden. Sie werden von selbständigen Beratern, in Apotheken, Drogerien und Supermärkten angeboten. Die Arbeiterkammer (AK) machte in einer Broschüre zu Nahrungsergänzungsmitteln darauf aufmerksam, dass im Einzelfall der Bedarf an Vitaminen, Mineralstoffen und anderen Nährstoffen sehr unterschiedlich sein kann. "Das bedeutet, dass jemand, der die empfohlene Zufuhrmenge nicht genau erreicht, nicht zwangsweise Mangelerscheinungen fürchten muss", schreibt die AK in ihrer Studie.

Solange man sich körperlich fit und leistungsfähig fühlt, ist in der Regel die Versorgung in Ordnung. Um eventuelle Mangelerscheinungen genau zu bestimmen, sind Tests von Blut, Gewebe und Urin notwendig. Das ist aufwendig und in den meisten Fällen nicht notwendig.

Fünf Portionen pro Tag

Eine gesunde Ernährung kostet zwar mehr Zeit, als Tabletten zu schlucken, ist jedoch effizienter: Idealerweise werden fünf Portionen Obst und Gemüse über den Tag verteilt, öfter Vollkornprodukte sowie Fisch in den Speiseplan integriert und viel Flüssigkeit getrunken. Die breite Auswahl deckt den Körper mit den immunstimulierenden Nährstoffen Vitamin A, C, E und B6 ein. Fisch, Milch, Butter, Käse und Eier gelten als gute Vitamin A-Lieferanten. Vitamin B6 stärkt das Immun- und Nervensystem und regt die Blutbildung an.

Vitamin E stärkt ebenfalls nicht nur die Immunabwehr, sondern trägt auch zur Erhöhung der Leistungsfähigkeit bei. Weizenkeime, Pflanzenöle, Vollkorngetreide, Nüsse und Soja enthalten viel Vitamin E.

Tipps

  • Bei Erkältungen: Obst, Gemüse und Vollkornprodukte stärken durch die Nährstoffe das Immunsystem. Daher sollten sie am Speiseplan den größten Platz eingeräumt bekommen. Falls doch ein Schnupfen ausbricht, kann der Körper ihn schneller bekämpfen.
  • Knoblauch: Bereits Aristoteles und Hippokrates wussten von der positiven Wirkung der Knolle. Knoblauch wird keimabtötend, da er schwefelhaltige Verbindungen enthält. Die Inhaltsstoffe hemmen Staphylokokken, Streptokokken, Vibrionen, Bazillen und Pilze. Die selbe, jedoch schwächere, Wirkung haben auch Zwiebeln, Lauch, Schalotten und Schnittlauch.
  • Senföle: Sie unterstützen ebenfalls den Körper bei der Abwehr. Sie sind in Kresse, Meerrettisch und Senf enthalten.
  • Mineralstoffe und Spurenelemente: Eisen, Zink, und Selen sind essentiell für den Körper. Nahrungsergänzungsmittel sind im Prinzip nicht notwendig, die Versorgung wird durch eine abwechslungsreiche Mischkost sicher gestellt.
  • Vitamin-C: Kiwi, Zitrusfrüchte, grüner Paprika, Sauerkraut, Rote Rüben und Erdäpfel sind hier die Sieger. Vitamin C bietet zwar keinen Schutz vor Erkältungskrankheiten, es verringert aber Dauer und Schwere der Infektion.
  • Chinesische Medizin: Laut chinesisicher Medizin (TCM) gibt es Nahrungsmittel mit wärmender Wirkung. Sie rät im Winter zu weniger Zitrusfrüchten und Rohkost, sondern empfiehlt unter anderem rote Rüben, Linsen, Kürbis, Nüssen und Getreidesroten wie Dinkel, Hafer und Roggen. 

Notwendige Zufuhr

Manchmal ist es jedoch nicht mehr möglich, den täglichen Nährstoffbedarf mit einer abwechslungsreichen und vollwertigen Ernährung zu decken, wie Stiftung Warentest bestätigt. In den ersten Monaten einer Schwangerschaft kann die Zufuhr von Fohlsäure notwendig sein, und Menschen, die älter als 60 Jahre und nur noch wenig mobil sind, benötigen meist verstärkt Vitamin D. Vor der Einnahme bestimmter Präparate sollte jedoch unbedingt ein Arzt abklären, was der Körper wirklich braucht. (red, derStandard.at, 3. Dezember 2008)