Hermann Maier triumphiert derzeit in einem Aufwaschen über seinen Körper und die Vernunft. Ein Bandscheiben-Querriss hält einen Mann doch nicht davon ab, mit 130 km/h über Eisglatzen talwärts zu rattern!

Ein kaputter Knöchel hindert den Rapidler Markus Katzer nicht daran, zu kicken. Der Mann ist koordinativ überfordert, verletzt sich andauernd und wird für seine Missachtung der eigenen Gesundheit auch noch gelobt. Ein Muster an Selbstausbeutung, das freut den Arbeitgeber.

Der Sport vermittelt angeblich die Achtung der Menschen voreinander. Falls auch die Selbstachtung dazu gehört, eine Haltung, die mit einem altmodischen Wort "Würde" genannt wird, dann sind Skirennen möglicherweise kein Sport. Jedes Wochenende hinkt ein anderer Maroder ins Spital, falls er das auf eigenen Haxen noch kann! Manche Medien feiern die Selbstzerstörer mit Tönen, die würdigeren Anlässen angemessen wären. Logo, Zeitungen und ORF sollen den Zuschauer ja für die Unterwerfung unter den totalen Leistungsdruck reif machen.

Im Wiener Schwimmverband schwappt derzeit eine seit sieben Jahren mehr oder weniger unterdrückte Kabale an die Oberfläche. Trainervater Zeljko Jukic und einige Wiener Verbandsfunktionäre unter der Führung des Präsidenten Bernhard Holzer können einander nicht mehr ausstehen.

Sollte Sport tatsächlich die soziale Kompetenz fördern, dann haben alle diese erwachsenen Streithanseln mit Sport aber gar nichts zu tun. Oder sie hätten sich ohne den lindernden Einfluss des Schwimmens längst duelliert. (DER STANDARD, Printausgabe, Freitag, 5. Dezember 2008)