Foto: Universal

Bestes Album 2008:
Sonny Rollins Road Shows Vol. 1 (Universal) - Wenn der für seine Selbstquälerei bekannte Saxofonriese geheimes Archivmaterial aus etwa 20 Jahren selektiert und zur Veröffentlichung freigibt, dann entsteht ein Dokument der improvisierenden Echtzeit-Intelligenz.

Beste Newcomer:
WOLLNY/KRUSE/SCHAEFFER (em)3 (ACT/Edel) - Die junge deutsche Szene ist von besonderer Munterkeit: Stellvertretend für diese wollen wir deshalb Pianist Michael Wollny ehren, der im Trio raffinierte Soundmetamorphosen und stilflexible Fantasien zelebriert.

Bestes aus Österreich:
WOLFGANG MITTERER Sopop (Col legno) - Komponist, Improvisator, stilistisch flexibler Musikgrübler. All diese Fähigkeiten verschmelzen hier zu rhythmisch raffinierten, quasi kontrapunktischen Miniaturen. Wundersammlung auratischer Musikenergie.

Bester Evergreen:
HERBERT VON KARAJAN Beethoven (EMI) - Die Person musste man nicht mögen, der Mann hatte aber die Fähigkeit, Musik energetisch aufzuladen. Heuer wurde alles wiederveröffentlicht, besonders reizvoll Karajans frühe Beethoven-Arbeit mit dem Philharmonia Orchestra.

Bester Held:
CHRISTIAN GERHAHER Melancholie (Sony/BMG) - Der wohl interessanteste Liedsänger der Gegenwart auf den Spuren der Schwermut. Gerhahers Leichtigkeit, sein Piano in allen Lagen und seine glasklare Diktion auch im Dramatischen sind ein Glücksbringer.

Absturz des Jahres 2008:
JANE MONHEIT The Lovers, The Dreamers and me (Universal) - Die junge Dame hätte Potenzial. Hier verlegt sie sich jedoch wieder auf unverbindliches Daherschmusen von Songs, die sich als gefälliger Begleitsound für Einkaufstouren andienen. Talentverschwendung.
(DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5.12.2008)