Seit Jahrzehnten geistert der Begriff des Smart Home, des intelligenten und barrierefreien Wohnens, in dem Technik und Informationstechnologie dem Menschen unterstützend zur Hand gehen, herum. Eines der Ziele dabei: der "Generation plus" einen möglichst selbstständigen und sicheren Alltag in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen.

Anwendungen

Visionen und Ideen für die mitdenkende, computerunterstützte Wohnung gibt es viele. Vom intelligenten Gehstock, der meldet, dass er (und damit wahrscheinlich auch sein Besitzer) umgefallen ist, über die mitdenkende Tasse, die misst, ob über den Tag verteilt genug getrunken wurde bis hin zur Toilette, die Analysen des kleinen und großen Geschäfts erstellt. Kommerzielle, so gut wie schlüsselfertige Lösungen für jetzt und heute fehlten bisher jedoch.

Im April kommenden Jahres soll sich dies - zumindest in Österreich ändern. Dann kommt der "Homebutler" des heimischen IT-Dienstleisters Beko Engineering & Informatik auf den Markt. Dass und wie die Lösung funktioniert, hat das Unternehmen in den vergangenen Monaten privaten und institutionellen Interessenten in zwei Schauwohnungen in betreubaren Wohnanlagen in Linz gezeigt.

Wo liegt nur die Brille?

Wie im Hotel verwandelt sich der Wohnungsschlüssel zum zentralen Lichtschalter. Zieht der Bewohner beim Verlassen der Wohnung den Schlüssel ab, gehen sämtliche Lichter automatisch aus. Hat er vergessen, ein Fenster zu schließen, wird er vom Homebutler hörbar darauf aufmerksam gemacht. Der dienstbare Geist meldet sich, wenn die Kühlschranktür offen gelassen wurde, schaltet in der Nacht alle Lichtquellen auf dem Weg zur Toilette mit einem Fingertippen ein und aus. Bei Rauchentwicklung und Feuer schlägt der persönliche Schutzgeist Alarm, mit "Wasserstopp" verhindert er das Überlaufen von Badewannen oder Waschmaschinen. Der Homebutler findet verlegte Gegenstände wie Schlüssel oder Brillen.

Als Telemediziner kann er Arzttermine verwalten oder an die regelmäßige Medikamenteneinnahme erinnern. Er ist aber auch ein vielseitiger Entertainer. Vom Spieleangebot (etwa für Gedächtnistraining) über TV- und Videosehen, Radiohören, Vorlesen von Zeitungen bis zur Videotelefonie.

Nutzung

Herzstück der Lösung ist ein Multimedia-PC mit großem Monitor, der alle angebotenen Dienste unterstützt. Bedient wird das Gerät mit einer einfachen Fernbedienung. Alle Geräte (Herd, Lichtschalter, Fenster etc.) und Funktionen sind via Funk damit vernetzt. "Ganz wesentlich bei der Entwicklung unseres Homebutlers war eine möglichst leichte Bedienbarkeit", berichtet Ingmar Goetzloff von Beko Home Smart Solutions im Gespräch mit dem Standard. "Und, um eine annehmbare, leicht umsetzbare Lösung zu erhalten, greifen wir auf im Markt vorhandene und den Nutzern bekannte Komponenten zurück." Ein weiterer Vorteil: Der Homebutler kann nachträglich ohne großen Aufwand installiert werden.

Home-Mediacenter zur Steuerung der Unterhaltungselektronik im ganzen Haus gibt es zwar schon länger, "diese verfügen aber über keine Schnittstellen für Haus- und Sicherungstechnik", erläutert Goetzloff. "Unsere Leistung beim Homebutler ist es, Haus- und Sicherungstechnik mit Informationstechnologie zu vereinen, alles in eine Software zu verpacken."

Smart Home

2007 ist bei dem 1966 gegründeten Ingenieursbüro das Thema Smart Home erstmals aufgetaucht. Das Interesse von Kommunen und Institutionen an barrierefreien und sozialverträglichen Lösungen für angenehmes Altern in der eige- nen Wohnung, ermutigten das Unternehmen, Smart Home zu einem weiteren Standbein zu entwickeln.

Die Kosten? Das Grundpaket kommt auf 9500 Euro, inklusive der Geräte und Installation. Of- fen ist noch, wie viel die dahintersteckende Dienstleistung pro Monat kosten wird. (Karin Tzschentke / DER STANDARD Printausgabe, 05.12.2008)