Jeder fünfte Verkehrsunfall passiert, weil Autofahrer zu wenig Sicherheitsabstand halten. Die gefährliche Fehleinschätzung der nötigen Distanz zum Vordermann führt immer wieder zu Massenkollisionen. In einem realistischen Experiment am Wiener Neustädter Flugfeld haben die Bundesanstalt für Verkehr und die Informationsplattform für Autofahrer "alles-führerschein.at" einen Film produziert, der durch Bewusstseinsbildung zu mehr Sicherheitsabstand motivieren soll.

Beim Massencrash unter Laborbedingungen wurde der Beweis erbracht, dass selbst der beste Fahrer bei zu geringem Sicherheitsabstand keine Chance hat, wenn ein Fahrzeug vor ihm plötzlich abbremst. Dazu wurden fünf Pkw und ein Motorrad mit 100 km/h hintereinander über die Piste gejagt. Im Experiment wurde nur ein Abstand von ca. 15 Metern eingehalten, was etwa drei Autolängen bzw. einer halben Sekunde entspricht. Aus Sicherheitsgründen fuhren die Fahrzeuge seitlich versetzt nebeneinander. Sobald die Lenker das Bremslicht des unmittelbaren Vordermannes sahen, konnten sie notbremsen. Keiner der Tester konnte hinter dem ersten Fahrzeug zum Stehen kommen. Im Film sieht man überzeugend, wie eine Massenkollision entstanden wäre.

Wahrheitsbeweis

In einem zweiten Testdurchgang wurde von allen der richtige Zwei-Sekunden Sicherheitsabstand eingehalten. Bei 100 km/h entspricht das etwa 60 Metern bzw. zwölf Autolängen. Nun kamen alle Fahrzeuge ohne Problem "unfallfrei" zum Stehen. "Manche glauben, dass man die Reaktionszeit im Gehirn und die Fahrphysik überlisten kann. Mit diesem Experiment wollten wir den Wahrheitsbeweis antreten", erklärte Testleiter Gregor Bartl, Verkehrsexperte der Informationsplattform für Autofahrer.

Nur etwa die Hälfte aller Autofahrer hält den richtigen Zwei-Sekunden Abstand ein. In der Straßenverkehrsordnung ist das Abstandhalten nur allgemein formuliert: Es müsse jederzeit das rechtzeitige Anhalten möglich sein. Die realistische durchschnittliche Reaktionszeit im Straßenverkehr ist eine Sekunde, wenn man unvorbereitet reagieren muss. Die zweite Sekunde dient zum Ausgleich etwaiger Bremswegunterschiede. Ein Sicherheitsabstand zwischen nur 0,2 bis 0,4 Sekunden ist eines der Vormerkdelikte.

So funktioniert die Sekunden-Methode: Man wählt einen fixen Punkt auf der Straße aus - ein Verkehrsschild, einen Begrenzungspfosten etc. Wenn das Heck des Vordermannes an dieser Stelle ist, beginnt man zu zählen, bis die eigene Fahrzeugfront diese Stelle erreicht hat. Wenn mindestens zwei Sekunden dazwischen liegen, stimmt der Mindest-Sicherheitsabstand. (APA)