Es ist eine Premiere: zum ersten Mal in ihrer Geschichte entsendet die EU Kriegsschiffe, um fern der europäischen Gewässer der Bedrohung europäischer Handelswege Herr zu werden. In einem Gebiet, das mit drei Millionen Quadratkilometern etwa so groß wie Westeuropa ist, sollen ab heute sechs Kriegsschiffe und drei Flugzeuge ein Abschreckungsszenario für Piraten inszenieren. Und wenn nötig auch schießen.
Die Schiffe unter dem EU-Banner lösen im Rahmen der so genannten "Operation Atalanta" eine Flotte der NATO ab, die bisher zum Schutz von Handelsschiffen gegen die zunehmenden Piratenangriffe eingesetzt war.
Der Einsatz stützt sich auf drei jüngst verabschiedete Resolutionen des UN-Sicherheitsrats und hat laut Definition zwei Hauptziele: Einerseits soll die Sicherheit der Schiffe des World Food Programme, die Nahrung und Trinkwasser für somalische Flüchtlinge transportieren, gewährleistet werden. Dazu dürfen die EU-Soldaten laut Mandat auch direkt auf den WFP-Schiffen bewaffnet Stellung beziehen. In der Vergangenheit war es immer wieder zu Überfällen von Piraten auf Hilfstransporte zu See gekommen.
Einsatz von Gewalt
Und zweitens geht es der EU-NAVFOR, wie der Einsatz in der Sprache der Brüsseler Beamten heißt, um den Schutz "verwundbarer Schiffe" sowie die Verhinderung von Piraterie und bewaffneten Überfällen vor der somalischen Küste. Der Einsatz von Gewalt ist dazu ausdrücklich erlaubt. 12 Monate soll die Mission dauern, die Kosten dafür belaufen sich laut EU-NAVFOR auf 8,3 Millionen Euro. Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Spanien und Griechenland beteiligen sich, das strategische Hauptquartier liegt im britischen Northwood. Oberbefehlshaber wird Philip Jones, vor Ort wird der griechische Admiral Antonios Papaioannou das Kommando innehaben.
Die Bestellung des Hellenen ist aber nicht der einzige Verweis auf die Seefahrernation in Südosteuropa. Der Name der Mission geht auf eine Figur aus der griechischen Mythologie zurück. Atalanta war eine Jungfrau, die sich dem Ruf des Königs anschloss, einen rebellischen Eber zu jagen. (flon/ derStandard.at, 5.12.2008)