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Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber (li.) und ÖIAG-Chef Peter Michaelis unterzeichneten am Freitagnachmittag den Vertrag.

Foto: AP/Zak

Die Lufthansa wird mit der AUA Europas größte Airline. Synergien von jährlich 80 Mio. Euro werden erwartet. Im November sank die Passagierzahl der AUA um den Rekordwert von
sechs Prozent.

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Wien - Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber erwartet sich durch die Integration der AUA Synergien auf der Ertrags- und Kostenseite von jährlich 80 Millionen Euro. Möglich wird das, wie Mayrhuber am Freitag nach der Unterfertigung des Kaufvertrags in der ÖIAG-Zentrale sagte, durch eine gemeinsame Vermarktung und einen besseren Zugang zu den Passagierströmen.

Gleichzeitig machte der Lufthansa-Boss deutlich, dass die AUA wieder profitabel werden müsse. Und dafür verlangt er einen Beitrag des Staates, der "Lieferanten" (OMV, Flughafen, Austro Control) und der AUA selbst. Der Staat gibt der AUA 500 Mio. Euro, die Lufthansa ihrerseits übernimmt 600 Mio. Euro Schulden - und das künftige finanzielle Risiko. "Die Mittel aus der Kapitalerhöhung wurden ausgegeben und standen nicht zur Stabilisierung der Verschuldung zur Verfügung", betonte Mayrhuber.

Die Kapitalzufuhr ist jedenfalls notwendig: Wenn der Ministerrat am 16. Dezember die 500 Mio. Euro Geldspritze absegnet, müssen umgehend 200 Mio. überwiesen werden. Denn am 20. Dezember wird eine hohe Tranche für die AUA fällig, die sie von sich aus nicht mehr zahlen kann. Kommt das Geld nicht, droht das "Grounding". Mayrhuber meinte, er sei vom drohenden Verlust (inklusive Abwertungen) von heuer 475 Mio. "nicht total überrascht" gewesen. AUA-Chef Alfred Ötsch bestätigte, dass "die Liquidität der AUAsehr eng ist". Und ÖIAG-Chef Michaelis meinte, der 16. Dezember sei ein "wichtiges Datum" . Mayrhuber will "die Verlustquellen stoppen, damit das Unternehmen nicht weiter ausblutet".

Wie dramatisch die Situation ist, zeigen auch die (noch unveröffentlichten) Passagierzahlen für November: Das Minus von rund sechs Prozent ist der bisher höchste Rückgang. Das soll sich mit der Lufthansa ändern. Ziel ist es, den Markt Österreich in das Multi-Hub-System der Lufthansa einzubinden. Ein gemeinsames Produkt sieht die Transfers über Frankfurt, München, Zürich, Brüssel und Wien vor. Dazu kommen bessere Einkaufskonditionen sowie ein optimierter Vertrieb durch die Einbeziehung in die Lufthansa-Verträge.
Solange die EU den Deal noch nicht abgesegnet hat, kann die Lufthansa noch nicht allzu viel machen. Erst dann wird man auch über die Verkehrsrechte mit Drittstaaten neu verhandeln können.

Die AUAwird eine eigenständige Airline mit Sitz in Österreich bleiben, mit eigener Flotte und Crew. Geführt wird die Fluglinie im Lufthansa-Verbund als Profit-Center. Zudem soll die AUA weiterhin mit einer eigenen Langstreckenflotte präsent bleiben und ihre Ostkompetenz in die Gruppe einbringen.

Wer künftig (nach dem EU-Sanktus) die AUA leiten wird, wissen selbst Lufthanseaten noch nicht. Die AUAist jedenfalls Chefsache: Mayrhuber wird sich in der Anfangsphase selbst sehr intensiv um die jüngste Tochter kümmern - und dem Vorstand in Wien sehr detaillierte Vorgaben geben. Das sei auch eine Bewährungsprobe für den derzeitigen Vorstand, heißt es.

Am Freitagabend besuchte Mayrhuber am Flughafen die Bereichsleiter und das fliegende Personal der AUA. Und er wandte sich per Mail an alle Mitarbeiter um sie im Lufthansa-Konzern willkommen zu heißen. Mitte Dezember wird der Lufthansa-Boss auch zur AUA-Weihnachtsfeier kommen. (Claudia Ruff/DER STANDARD, Printausgabe, 6./7./8.12.2008)