Wäre China eine offene Gesellschaft, dann wäre die Tibet-Frage in wenigen Tagen gelöst. Freunde sprächen offen miteinander, deshalb sei offener Dialog mit Peking ein Zeichen der Freundschaft, nicht der Konfrontation.

Mit diesen Worten erntete der Dalai Lama am Freitag, einen Tag vor dem geplanten Treffen mit dem EU-Ratsvorsitzenden Nicolas Sarkozy, in Danzig (Gdansk) tosenden Applaus von 800 Jugendlichen. Wegen dieses Treffens hatte Peking den EU-China-Gipfel abgesagt.

Anlass war eine Zusammenkunft von Friedensnobelpreisträgern, zu dem der Solidarnoœć-Gründer und spätere polnische Präsident Lech Walesa geladen hatte. Walesa erhielt den Preis vor 25 Jahren. Zum Jubiläum fanden sich die Friedensnobelpreisträger Adolfo Pérez Esquivel (1980), Frederic Willem de Klerk (1993, gemeinsam mit Nelson Mandela) und Shirin Ebadi (2003) ein.

Unterschiedliche Einschätzungen gab es zur Finanzkrise. Walesa und de Klerk sehen keine Parallele zu den 1930er-Jahren. Pérez Esquivel spricht dagegen von einer fundamentalen Krise: Das Vermögen müsse neu verteilt, Weltbank, Währungsfonds und UNO grundlegend reformiert werden. (Josef Kirchengast aus Danzig/DER STANDARD, Printausgabe, 6./7./8.12.2008)