Eine wirtschaftliche Erholung in den USA wird großteils von einem deutlich klareren Verständnis der Richtung zukünftigen wirtschaftlichen Wandels abhängen. Hierfür zu sorgen ist in erster Linie Sache der Regierung. Nach der verworrenen, fehlgeleiteten Führung der Bush-Regierung wird der designierte Präsident Barack Obama nun einen Kurs abstecken müssen, der der amerikanischen Wirtschaft die künftige Richtung vorgibt.

Die USA sind nicht die einzige Volkswirtschaft in dieser Gleichung. Für eine nachhaltige Konjunkturerholung bedarf es einer globalen Vision, in der auch China, Indien, Europa und Lateinamerika Führungsrollen übernehmen - und sogar Afrika, das innerhalb der Weltwirtschaft lange marginalisiert war. Ein paar wenige Fixpunkte gibt es inmitten all der Unsicherheit. Erstens können die USA nicht weiter bei der übrigen Welt borgen wie in den letzten acht Jahren. Zweitens sollte der Rückgang beim US-Konsum teilweise auch durch Steigerung der US-Investitionen aufgefangen werden. Freilich wird die Privatwirtschaft ihre Investitionen nur ausweiten, wenn ihr die Politik eine klare Richtung vorgibt. Drittens wird die Erholung in den USA nur glaubwürdig, wenn es gleichzeitig eine Strategie zur Sanierung der Staatsfinanzen gibt. Die USA haben derzeit die niedrigste Steuerquote aller reichen Länder. Dies wird sich ändern müssen.

Viertens müssen wir die armen Regionen der Welt als Chancen zum Investieren betrachten und nicht als Bedrohungen oder als Orte, die man ignoriert. In normalen Geschäftszyklen bleibt es den einzelnen Ländern überlassen, mehr oder weniger allein für eine Erholung ihrer Wirtschaft zu sorgen. Diesmal bedarf es weltweiter Zusammenarbeit. Wir sind an einem Punkt der Geschichte angekommen, an dem kooperative globale politische Führung wichtiger ist denn je.  (© Project Syndicate, 2008. Übersetzung: Jan Doolan; DER STANDARD, Print-Ausgabe, 6./7./8.12.2008)