Lübbe Audio

Die einfachen Menschen leben von Volksfest zu Volksfest. Bei der Kirchweih in Wien, Brigittenau, sind auch die Herren mitten im Volk. Einer von ihnen gibt einem Spielmann eine Münze, wechselt ein paar Worte mit dem armen Mann und lässt sich am nächsten Tag bei einem Besuch seine Lebensgeschichte erzählen. Obwohl bei der Musik dieses Spielmanns von "Übelklang" und "höllischen Konzerten" gesprochen wird, ist der Erzähler von dem Musiker fasziniert. Franz Grillparzer gab der Titelfigur in seiner autobiografisch motivierten Novelle Der arme Spielmann Eigenschaften, die er sich selbst auch zuschrieb: Unbedarftheit, Gutgläubigkeit, Frömmigkeit - und nicht zuletzt die Schwierigkeit, den Anforderungen des realen Lebens zu entsprechen.

In dem soeben bei Lübbe erschienenen Hörbuch besetzt Regisseur Christian Papke, der bedacht auf den Kammerton des Erzählens hört, den Geigenspieler mit Burgtheater-Schauspieler Peter Matic. Den Erzähler liest Peter Simonischek, in weiteren Rollen (Papke inszeniert etwa die Figur des Mädchens, in das sich der Spielmann verliebt hat, als moderne Figur) sprechen die Schauspieler Adina Vetter und Hans Dieter Knebel. Minimale Kürzungen des Textes geschahen zum eindeutigen Gewinn der Hörbarkeit. Die ausgewählten Musikstücke, die verfremdet auf Bach, Mozart, Beethoven und Volkslieder zurückgreifen, stammen aus der erzählten Zeit um 1850. Ein durchdachtes, harmonisches Hörerlebnis. (Isabella Hager / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 6./7./8.12.2008)