Der Komet 96P/Machholz auf einer Aufnahme der SOHO-Sonde aus dem Jahr 2002. Die Sonnenscheibe wurde dabei abgedeckt.

Foto: SOHO/LASCO/ESA/NASA

Der Komet 96P/Machholz ist nicht wie andere Kometen. David Schleicher, Astronom am Lowell Observatorium in Flagstaff, Arizona, sammelte Daten über die chemische Zusammensetzung von 150 Kometen und stellte fest, dass sie alle ähnlich hohe Anteile an Cyaniden aufweisen - mit Ausnahme von 96P/Machholz. Denn dieses Objekt verfügt nur über rund 1,5 Prozent der normalerweise festgestellten Menge dieser Kohlenstoff-Stickstoff-Verbindung. Außerdem besitzt 96P/Machholz nur eine geringe Menge von C2- und C3-Molekülen; eine Eigenschaft, die er mit sehr wenigen Kometen teilt.

Schleicher hat dafür drei mögliche Erklärungen parat: Die einfachste ist jene, dass 96P/Machholz sich in extrem kalten Regionen des Sonnensystems gebildet hat. Die anderen Kometen, die nur geringe Mengen an C2 und C3 aufweisen, dürften nach derzeitigem Stand der Theorien in den äußeren Bereichen des Kuiper-Gürtels weit jenseits des Neptun entstanden sein. In diesen Regionen ist es so kalt, dass Kohlenstoff von anderen Molekülen eingefangen wird. "In wirklich extremer Kälte könnte sich auch das Cyanid verflüchtigt haben", mutmaßt Schleicher.

Eine zweite Erklärung könnte in 96P/Machholz' besonderem Orbit begründet sein. Der Komet kommt der Sonne bei seinem Umlauf sehr nahe, näher noch als der Merkur. Es sei also möglich, dass die wiederholte große Hitze das meiste Cyanid allmählich aus dem Kometen verschwinden ließ.

Besucher aus der Fremde

Allerdings die wohl aufregendste Erklärung für 96P/Machholz' ungewöhnliche Zusammensetzung sei die, dass der Komet ein Besucher aus einem fremden Sonnensystem sein könnte. "Ein extrasolarer Ursprung wäre eine wirklich einfache Erklärung für die Eigenschaften des Kometen - schließlich würden wir annehmen, dass dort alles etwas anders wäre", meint Schleicher.

Astronomen gehen davon aus, dass derartiges immer wieder geschieht. Große, schwere Planeten würden Kometen durch die Gravitation aus ihrem Sonnensystem schleudern; in der Theorie würden sie dann im freien Weltall umherstreifen - und einige von ihnen könnten von anderen Sonnensystemen eingefangen werden. Bislang wurden dafür aber noch keine Beweise gefunden.

Doch bald schon haben die Wissenschafter wieder Gelegenheit, 96P/Machholz genauer unter die Lupe zu nehmen. Der Komet nähert sich unserer Sonne bereits wieder im Jahr 2012. Möglicherweise geben dann neue Analysen weitere Hinweise auf den mysteriösen Ursprung von 96P/Machholz. (red)