Martha Schultz errichtet und vermarktet neue Skigebiete.

Foto: WK Tirol

Rezession, Klimawandel, explodierende Preise? An Österreichs Wintertourismus ziehen diese Krisen offenbar spurlos vorbei. Nirgendwo sonst wird weiter so kräftig in den Skisport investiert wie in den heimischen Alpen.

Ein wahrer Turbo bei der Errichtung neuer Gondelbahnen, Schneekanonen und Carvingpisten ist Martha Schultz, die gemeinsam mit ihrem Bruder Heinz im vorderen Zillertal ein Wohnbauunternehmen und Bergbahnen betreibt und von dort aus rege expandiert. Neben dem Hochzillertal, das seit einigen Jahren mit Hochfügen verbunden ist, hat die Schultz-Gruppe in Kärnten den Mölltaler Gletscher und Ankogel übernommen und betreibt im Osttiroler Hochpustertal einen Wellnesshotel- und Bergbahn-Komplex.

Ihr jüngster Coup ist das "Großglockner Resort", das am Sonntag zwischen dem Straßenort Matrei und dem verschlafenen Kals eröffnet wurde: Es ist mit 110 Pistenkilometern das erste für Massentourismus geeignete Skigebiet in Osttirol.

Die 45-Jährige wirkt wie das weibliche Gegenstück zum typischen Tiroler Skilehrer: stets locker, gut gelaunt und optimistisch. Dahinter verbirgt sich eine beinharte Geschäftsfrau mit einem ausgeprägten Sinn für Marketing. Um ihr Hochzillertal zu bewerben, lässt sie Haubenköche auf der idyllischen Kristallhütte aufkochen und organisiert Charity-Events, zu denen auch der deutsche Bundespräsident Horst Köhler anreist. Und wenn FlyNiki mit "Flug zum Schnee" Tagesflüge für Skifahrer nach Innsbruck startet, dann sorgt Schultz dafür, dass diese im Hochzillertal landen. Mit "Skifidelity", "Ski Optimal", "The best connection" und dem "Großglockner Resort" erfindet sie stets neue, klingende Namen für ihre Projekte.

Den Grundstein für das Unternehmen legte ihr verstorbener Vater Heinrich, der 1978 den ersten Sessellift von Kaltenbach ins Hochzillertal-Gebiet errichtete und das Skigebiet Zug für Zug ausbaute. Auch seine Tochter lässt sich weder von Landespolitikern noch Umweltschützern aufhalten. Unberührte Natur gebe es in den Bergen genug, die Menschen hier aber würden Arbeitsplätze und Einkommen benötigen, rechtfertigt die begeisterte Bergwanderin ihre rege Bautätigkeit.

Das neueste Faible der alleinstehenden Mutter eines erwachsenen Sohnes ist die Förderung anderer Unternehmerinnen, die sie als frisch gebackene Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Tirol und Frauenchefin im Tiroler Wirtschaftsbund betreibt. Denn Frauen-Power, so ihre Überzeugung, ist das beste Rezept gegen die Krise. (Eric Frey, DER STANDARD Printausgabe, 09.12.2008)