Jerusalem - Zwei Monate vor den israelischen Parlamentswahlen hat die Likud-Partei von Oppositionsführer Benjamin Netanyahu einen deutlichen Rechtsruck vollzogen. Bei einer internen Vorwahl holte das Lager um den radikalen Siedler-Lobbyisten Moshe Feiglin, der selbst Platz 20 auf der Liste erzielte, ein Viertel der aussichtsreichen Plätze für die Parlamentswahl am 10. Februar, wie israelische Medien am Dienstag berichteten. Feiglin gilt in der Partei als Gegner Netanjahus. Der 59-jährige frühere Regierungschef wollte seine Partei stärker auf die Mitte ausrichten.

Auf den ersten Listenplätzen setzen sich allerdings überwiegend altbekannte Parteimitglieder durch. Auf Platz zwei nach dem Parteivorsitzenden Netanyahu landete der Fraktionsvorsitzende Gideon Saar. Auf weiteren Listenplätzen folgten unter anderen der Hardliner Benjamin Begin und der ehemalige Likud-Außenminister Silvan Shalom. Es wird damit gerechnet, dass der Likud unter Netanyahu bei der nächsten Wahl die Anzahl seiner Sitze knapp verdreifachen kann. Bisher hält er 12 der 120 Mandate.

"Klotz an Netanyahus Bein"

Politische Gegner Netanyahus beschrieben die neue Liste als "rechtsradikal". Seine größte Rivalin, die Kadima-Vorsitzende und Außenministerin Tzipi Livni, sagte am Dienstag, die Liste sei "ein Klotz an Netanyahus Bein". Der scheidende Ministerpräsident Ehud Olmert meinte, der Likud werde Israel im Falle eines Wahlsiegs schaden und das Land zurück in die Isolation führen.

Netanyahu meinte nach der elektronischen Abstimmung, die von schweren technischen Schwierigkeiten überschattet war, die Liste repräsentiere "alle Teile des Volkes Israel" und enthalte "viel Talent, viel Erfahrung und viel Führungskraft". Einige neue "Stars", die zuletzt in die Partei eingetreten waren, wie etwa der ehemalige Polizeichef Assaf Chefez (Platz 38) und der ehemalige Chef des Nationalen Sicherheitsrats, Usi Dajan (Platz 42), landeten weit abgeschlagen auf der Liste. (APA/dpa)