Anfang Jänner 2007 starteten die (damalige) FCB Events & PR und die PR-Agentur com_unit eine gemeinsame Agenturen-Partnerschaft: Unter dem Markendach alphaaffairs entstand eine neue Marke für Events, PR und Beziehungsmanagement.
"Mit 31. Dezember 2008 werden wir unsere Liaison wieder beenden. Wir sind ein Stück des Weges gemeinsam gegangen, haben Erfolge gefeiert, jetzt entflechten wir unsere Geschäftsbeziehung. Beide Marken - alphaaffairs und com_unit - werden mit 1. Jänner 2009 wieder rechtlich eigenständig am Markt auftreten und sich auf ihr jeweiliges Kerngeschäft konzentrieren", so Christoph Mahdalik, geschäftsführender Gesellschafter von alphaaffairs und Peter Sitte, Inhaber und Geschäftsführer von com_unit.
alphaaffairs setzt, wie auch schon bisher, mit den beiden Units Public Relations und Events/Incentives auf crossmediale Kommunikation und arbeitet als IPG-Netzwerkagentur eng mit den Werbeagenturen DRAFTFCB + Kobza sowie Lowe/GGK zusammen. Die neue Eigentümerstruktur sieht wie folgt aus: 72% IPG/Rudi Kobza, 24% Christoph Mahdalik.
com_unit vertreten durch Peter Sitte und Susanne Wegscheider, beide Inhaber und Geschäftsführer, werden 2009 verstärkt strategische Kommunikationsberatung, Public Affairs und Lobbying anbieten.
etat.at: Sie ziehen sich nach zwei Jahren mit Ihrer Agentur com_unit wieder aus der Partnerschaft mit der alphaaffais/FCB-Gruppe zurück. Warum so rasch auseinandergelebt?
Sitte: Wir hatten 2006 einen Agenturen-Kooperationsvertrag geschlossen, in dem wir innerhalb von zwei Jahren eine Evaluierung der Zusammenarbeit vereinbart haben. Unsere Ziele waren sehr ehrgeizig: eine neue Marke für PR und Events am Markt zu positionieren, gemeinsam zu wachsen und innerhalb von drei Jahren Top 3 im PR-Ranking zu erreichen. Wir starteten von zwei Standorten aus. Im daily business hat sich gezeigt, dass zwei starke Partner ihre jeweils eigenen Unternehmenskulturen weiterleben. Wir sind weiterhin auf unterschiedlichen Wegen unterwegs gewesen. Im Herbst 08 haben wir dann die Entscheidung getroffen, dass sich jede Agentur wieder alleine, rechtlich und personell getrennt weiterentwickelt.
etat.at: Sie kamen mit 10 Mitarbeitern in die Partnerschaft, nehmen Sie die wieder mit?
Nehmen Sie Kunden mit, wenn ja: welche? Was haben Sie mit Ihrer Agentur vor?
Sitte: Nicht alle Mitarbeiter/innen - von beiden Agenturen - sind den gesamten Change-Prozess mit uns gegangen. Eine derartige Veränderung fordert von jedem einzelnen auch sehr viel ab. Zu den Kunden: hier haben wir, nach Rücksprache mit den Beteiligten, individuelle, faire und professionelle Lösungen gemäß dem Motto "Never change a winning team" gefunden. Zu com_unit: Frau Wegscheider und ich bieten strategische PR-Beratung auf Executive-Ebene. Uns zur Seite steht ein Experten-Team für die operative Umsetzung. Wir arbeiten individuell und können uns zu 200 Prozent für unsere Auftraggeber engagieren. Public Affairs-Consulting gehört dazu ebenso wie Lobbying und Network-Management.
etat.at: Mitten in der Wirtschaftskrise aus einem größeren Verbund auszuscheren, wirkt auf den ersten Blick ungewöhnlich.
Sitte: Doch auf den zweiten Blick als "günstige Gelegenheit". Es stimmt, ein großer Verbund hat möglicherweise einen längeren Atem. Doch der Markt 2009 verändert rasant und da muss man auch sehr rasch reagieren können. Und gerade in Krisenzeiten entstehen neue Nischen und Innovationen. Auch der iPod wurde in der Internetblase erfunden. Jetzt steigt der Bedarf nach Strategieberatung und es kommt aus meiner Sicht zu einem Comeback der Wertediskussion. Da gibt es eine ganze Menge zu tun.
etat.at: Wie wirkt sich die Krise nach Ihrer Einschätzung auf die PR-Branche aus? Wirtschaftlich - und ethisch?
Sitte: Insgesamt sind die Kunden verhaltener, was die Budgetplanung für 2009 angeht. Ich rechne in der PR allerdings mit weniger Einschnitten als beispielsweise in der klassischen Werbung. Das ‘9/11 der Finanzkommunikation' hat bereits stattgefunden, der Vertrauensverlust wird zu einem Umdenken führen (müssen). Professioneller PR kommt jetzt eine wichtige gesellschaftliche Bedeutung zu.
etat.at: Diese Woche konstituiert sich der Ethikrat des PR-Verbands. Was kann der bringen?
Sitte: Das war längst überfällig. Ich gratuliere und unterstützte den PR-Verband bei diesem Schritt. Eine Profession zeichnet sich unter anderem durch eine verbindliche Berufsethik ab. Gerade die PR-Branche, die immer wieder mit hartnäckigen Vorurteilen wie "PR ist Werbung" oder "PR manipuliert" zu kämpfen hat, muss sich von anderen Kommunikationsdisziplinen klar abgrenzen.
Wir sehen professionelle Public Relations eben als eine grundlegende gesellschaftliche Funktion an, um Vertrauen zu schaffen und Öffentlichkeit herzustellen. Und wir verpflichten uns, redliche Anwälte für die Interessen unserer Auftraggeber zu sein und sie gegebenenfalls auch vor Schäden zu bewahren. Der neue Ethikrat rund um Professor Langenbucher ist ein wichtiges Signal, nicht nur für die PR-Treibenden selbst, sondern auch für Auftraggeber und Medien. Ich erwarte mir davon letztlich einen Wertewandel in den eigenen Reihen. (fid)