Wien/Prag - Die tschechische Notenbank hat der Wiener Börse grünes Licht für die Übernahme von 92,4 Prozent der Prager Börse gegeben. "Wir begrüßen die rasche Genehmigung", erklärte Börsevorstand Michael Buhl laut einer Aussendung am Dienstag. Die Verträge wurden bereits am 7. November unterzeichnet. Ein Kaufpreis wurde nicht bekanntgegeben. Der Wert der Prager Börse wird tschechischen Medien zufolge auf 200 bis 400 Mio. Euro geschätzt.

Nun könnten rasch Maßnahmen zur Stärkung des tschechischen Kapitalmarktes ergriffen werden, hieß es vonseiten der Wiener Börse. Laut Buhl soll nun als wirkungsvolle und kurzfristige Maßnahme der Anschluss der Prager Börse an den Datenvertriebs-Verbund der Wiener Börse (Budapest, Bukarest, Sarajevo und Banja Luka) erfolgen.

Mit dem Einstieg in Tschechien erwirbt die Wiener Börse die dritte Beteiligung an einer zentral- und osteuropäischen Börse. Im Juni 2008 kaufte sie 81,01 Prozent an der Börse Laibach. Außerdem hält die Wiener Börse 50,4 Prozent an der Budapester Börse. Zusätzlich ist die Oesterreichische Kontrollbank (OeKB) an der ungarische Börse mit 18,4 Prozent beteiligt.

Die Marktkapitalisierung an der Wiener Börse hat sich seit 2003 bis Ende 2007 von 44,8 Mrd. auf 161,73 Mrd. Euro fast vervierfacht. Heuer ging die Marktkapitalisierung bis Ende Oktober auf 61,68 Mrd. Zurück. Die Aktienumsätze-Jahresumsätze legten von 2003 bis Ende 2007 von 19,6 auf 177,3 Mrd. Euro zu. Heuer betrug der Gesamtumsatz bis Ende Oktober 132,1 Mrd. Euro.

Enge Kooperation

Die Prager Börse zählt zu den größeren Finanzplätzen im CEE-Raum. 2003 betrug die Marktkapitalisierung 12,29 Mrd. Euro, Ende 2007 erreichte sie knapp 48 Mrd. Euro. Bis Ende Oktober ging sie auf 32,52 Mrd. Euro zurück. Die Aktienumsätze erreichten im Jahr 2005 mit 69,8 Mrd. Euro einen Höhepunkt. Seit damals gingen sie zurück, 2006 auf 60 Mrd. Euro und 2007 auf 50,8 Mrd. Euro. Heuer wurden bis Ende Oktober 44,5 Mrd. Euro an Aktienumsätzen erzielt.

Darüber hinaus bestehen - auch ohne kapitalmäßige Verschränkung - enge Kooperationen der Wiener Börse mit zahlreichen Börsen in der Region. So werden etwa mit der Bukarester Börse ein gemeinsamer Datenvertrieb, Index und Index-Lizenzverkauf, Kooperations-Indizes sowie Consulting-Projekte betrieben. Mit Sarajevo und Banja Luka gibt es ebenfalls einen gemeinsamen Datenvertrieb, während es Kooperations-Indizes mit den Börsen Belgrad, Kiew und Shanghai betrieben werden. Weitere Kooperationsabkommen hat die Wiener Börse mit den Börse Sofia, Zagreb, Skopje, Podgorica, Sofia, Almaty, Dubai und Tokio. (APA)