Wien - Im Wiener Eislaufverein (WEV) läuft der Betrieb wie in jeder anderen Saison auch - nämlich gut. Und wie es derzeit aussieht dürfte sich auch so bald nichts daran ändern. Dabei hätte man Anfang des Jahres noch glauben können, dass die Eisläufer schon bald ihre Abschiedrunden drehen würden, so groß war die Aufregung um den Verkauf des Areals. "Wir sind in gutem Einvernehmen mit dem Käufer", sagt WEV-Generalsekretär Frazam Rossoukhi heute. "Und der Pachvetrag, der bis ins Jahr 2058 läuft, dürfte wasserdicht sein."
Die Vorgeschichte: Im Februar hatte der im Innenministerium angesiedelte Wiener Stadterweiterungsfonds ein geheimes Bieterverfahren für das 10.000 Quadratmeter große Grundstück am Heumarkt im 3. Bezirk ausgeschrieben. Es habe wenig Sinn, nur Eigentümer und nicht operativ tätig zu sein, hieß es damals im Stadterweiterungsfonds.
Kein finanzieller Druck
Ende Mai erhielt schließlich die gemeinnützige Wohnbaugesellschaft "Buntes Wohnen" den Zuschlag und erwarb die Immobilie um 4,5 Millionen Euro. "Wir haben natürlich gewusst, dass der Verkauf Angst auslösen wird", sagt Buntes-Wohnen-Geschäftsführer Philipp Stolz auf Nachfrage der STANDARD. "Aber wir haben keinen Druck, Gewinne erwirtschaften zu müssen und führen immer wieder Gespräche - sowohl mit dem Eislaufverein als auch mit den Anrainern." Man kenne die Bedingungen des WEV, sagt Stolz: Keine Überplattung und keine Verkleinerung der Eisfläche.
Bausperre
Außerdem gilt in den kommenden drei Jahren ohnehin eine Bausperre. Angesichts der Empörung über den Verkauf hat auch die Stadtpolitik erkannt, dass Untätigkeit in der Sache wohl Abzüge in der Haltungsnote bringen würde. Der Gemeinderat beschloss daher im Mai ein Bauverbot.
Stolz denkt derzeit an eine Großsanierung der bestehenden Gebäude, Ideen für die Nutzung gibt es mehrere - diese reichen von betreutem Wohnen bis zu Studentenwohnungen. Stolz: "Das ist aber alles noch offen." (Bettina Fernsebner-Kokert, DER STANDARD Printausgabe, 10.12.2008)