Charity kann auch etwas anderes als eine Seitenblicke-kompatible Gala sein. Etwa dann, wenn man das, was man sonst bezahlen tut, gratis anbietet. Also setzten sich am Wochenende Ärzte wie der Wiener Allgemeinmediziner Rolf Jens in den von Pfarrer Wolfgang Pucher gegründeten "Vinzimarkt" in der Wiener Wallgasse - und impften hunderte Erwachsene und Kinder gegen Grippe. Die Aktion war von der Wiener Ärztekammer (ÄK) und der Zahnärzte- und Apothekerkammer initiert: Man verteilte auch Zahnbürsten und -pasta.

Derlei, gab ÄK-Vizepräsident Johannes Steinhart zu, sei zwar unglamourös - aber effizient: "Alle in Österreich lebenden Menschen haben das Recht auf die bestmögliche medizinische Versorgung - unabhängig davon, wie viel man verdient, wie man lebt und woman herkommt." Und der Zugang zu den Gesundheitsleistungen, die nicht von der Kasse übernommen werden, müsse allen gleich offen stehen. Geschenkte Zahnbürsten seien daher nicht banal: Manche Menschen gäbe derlei die Chance, Dinge zu tun, die sich sonst nicht ausgingen. Etwa den eigenen Kindern "echte" Geschenke zu kaufen. (Thomas Rottenberg, DER STANDARD Printausgabe, 10.12.2008)