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"Jo, eh, Mundl!"

Wenn es in Österreich schneit, bricht erst einmal der Verkehr zusammen. Weil ja wirklich niemand damit rechnen konnte und die Räumfahrzeuge offenbar erst abgestaubt werden müssen. Für die Bundeshauptstadt Wien gilt das im Besonderen. Schnee ist gleich Verkehrschaos. Weil der Schnee immer überraschend kommt, auch wenn er explizit angekündigt wurde, und seien wir uns ehrlich, weil dem Wiener und der Wienerin die Schneefahrbahn nicht liegt.

Schnee in der Stadt ist etwas Unnatürliches, und selbst mit Winterreifen fahren die Wiener, als ob sie die Hose voll hätten.

Umgekehrt muss man sagen, dass sich die Zugereisten, die Kärntner, Steirer oder Oberösterreicher, mit dem Verkehr in der Stadt recht schwertun. Auch wenn sie schon jahrelang in Wien leben, verkehrstechnisch bleiben sie die Gscherten.

Nicht viel besser sind diejenigen, die in der Stadt gerade zu Gast sind - die aus den Umlandgemeinden. Audi mit Mödlinger Kennzeichen - da ist Vorsicht geboten, lieber präventiv ausweichen. Geistiger Hutträger.

Die Wiener auf dem Land haben es auch nicht leicht. Auch sie sind mit Vorurteilen seitens der Landbevölkerung konfrontiert. In der Südsteiermark steuerte ich einst einen Mercedes in den Straßengraben. Ganz langsam. Es war ein Hügel, eigentlich ein steiler Abhang, schnee- und eisbedeckt, aber egal. Dann kam der Bauer mit seinem Traktor und stellte rhetorisch die Frage in den Raum: "Brauchst Hilfe, Mundl?" "Völker", sagte ich, "ich heiße Völker". "Jo, eh, Mundl", sagte der Bauer. (Michael Völker, AUTOMOBIL, 5.12.2008)