London/Rotterdam/Paris - Über die schweren Ausschreitungen in Griechenland schreibt die konservative britische Zeitung "The Times" (London) am Mittwoch:

"Man könnte in Versuchung geraten, die gegenwärtige Krise in Griechenland mit Begriffen griechischen Ursprungs zu karikieren: Lethargie, Hysterie, Paranoia, Manie und Anarchie - doch das wäre eine schwerwiegende Unterschätzung der Entschlossenheit der nüchtern denkenden Mehrheit, die die Unruhestifter und Schläger stoppen und gleichzeitig dringend nötige Reformen erreichen wollen. Griechenland hat der Welt neben vielen anderen Erbgütern die Demokratie gegeben. In der Moderne ist die Demokratie (...) stark eingeschränkt worden, wobei kaum Platz für diejenigen ist, die außerhalb eines eng gefassten politischen Kreises stehen. Es ist jetzt an der Zeit, die Demokratie neu zu beleben und verdienstvolle Personen an die Macht zu lassen, um die Zustimmung der Demonstranten zu gewinnen."

"NRC Next" (Rotterdam):

"Die Krise ist eng mit den Namen des Ministerpräsidenten und des Oppositionsführers verbunden. Im zurückliegenden halben Jahrhundert ist Griechenland insgesamt 27 Jahre von zwei Familien dominiert worden: der von Karamanlis und der von Papandreou. Der Onkel des heutigen Regierungschefs hatte dieselbe Funktion von 1955 bis 1963 sowie von 1974 bis 1980. Der Vater und der Großvater des Oppositionsführers waren in den 60er, 80er und 90er Jahren insgesamt 13 Jahre Ministerpräsident. Diese zwei Familien haben starken Einfluss auf die griechische Politik ausgeübt, die durch Freunderlwirtschaft und Korruption gekennzeichnet ist. Es ist kein Zufall, dass der einzige Regierungschef, der relativ unabhängig von den Familienclans war - der Sozialdemokrat Simitis zwischen 1996 und 2004 - die größten Fortschritte bei der Modernisierung der sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse in Griechenland erreicht hat." (APA/dpa)