Srebrenica wird auch über 13 Jahre nach dem Massaker in einem Vorort der Stadt in Europa noch immer hauptsächlich damit identifiziert. In Potocari befand sich damals die UN-Schutzzone, die die niederländischen UN-Soldaten nicht in der Lage waren, zu verteidigen.

Foto: Das UN-Hauptquartier heute.

In der alten Schuhfabrik (Bild), in der die bosnisch-serbischen Soldaten Männer von Frauen trennten, befindet sich heute ein Gedenkzentrum, in dem ein Film der Ereignisse gezeigt wird. Dieses eindrückliche Dokument ließ die letzten Stimmen verstummen, die an dem Massaker noch gezweifelt hatten.

Die Ereignisse vom 11. Juli 1995 gelten auch heute noch als Beispiel des Versagens von UN-Schutztruppen. Die genaue Rolle der niederländischen Blauhelm-Soldaten ist bis heute umstritten. Ein kritischer Report einer niederländischen Kommission führte 2002 zum Rücktritt der zweiten Regierung von Wim Kok.

Bild: "UN - United nothing" steht an den Wänden des ehemaligen UN-Hauptquartiers in Potocari.

Heute leben in der ehemaligen 40.000-Menschen Gemeinde Srebrenica noch etwa 10.000 Menschen. Früher ein bekannter ostbosnischer Kurort, liegt die offizielle Arbeitslosigkeit derzeit bei etwa 80 Prozent.

Die Gemeinde wird von einem muslimischen Bürgermeister geleitet, dessen Gemeinderat ethnisch gemischt ist. Eine Tatsache, die von den BürgerInnen begrüßt wird.

Noch vor Weihnachten soll eine Stromversorgung-Netz innerhalb der Gemeinde in Betrieb gehen. Viele kleine und abgelegene Ortschaften haben aber auch weiterhin keinen Strom. Die Gemeindekassen beginnen sich in letzter Zeit aber wieder besser zu füllen.

Im Bild: Die Straße von Srebrenica nach Potocari.

Zahlreiche Hilfsorganisationen arbeiten in der Gemeinde, darunter die Salzburger Privatorganisation "Bauern helfen Bauern". Seit 1992 ist der Verein im ehemaligen Jugoslawien vor allem in Kroatien und Bosnien-Herzegowina tätig.

Neben Dingen des täglichen Bedarfs investiert BhB in die Infrastruktur und hat ein Projekt auf die Beine gestellt, bei dem Vetriebenen Holzhäuser zur Verfügung gestellt werden, die nach einigen Jahren in deren Besitz übergehen.

 

Fast 900 Häuser in kanadischer Blockbauweise wurden mittlerweile mit einfachsten Mitteln und mit Hilfe von heimischen Unternehmen erbaut. Die Kosten eines Hauses betragen etwa 4.500 Euro. In Srebrenica stehen 345 solcher Häuser, die oft an die Stellen gebaut werden, an denen die während des Krieges zerstörten Häuser ihrer Besitzer standen.

Im Laufe der Jahre haben viele der Familie sich mittlerweile ein Steinhaus gebaut und die Ein-Zimmer-Holzhäuser an BhB rückverkauft. So bleibt garantiert, dass die Holzhäuser nicht leer stehen.

Oft wurde vor allem jungen Familien die Rückkehr mit einer solchen Starthilfe in Form eines Hauses erst ermöglicht. Eine Rückkehr, die natürlich auch eine politische Dimension hat. Die durch ethnische Säuberungen erreichte Veränderung der Bevölkerungsstruktur wird so langsam wieder rückgängig gemacht.

Die Bewohner der Gemeinde verfolgen die Prozesse gegen die mutmaßlichen Verantwortlichen des Völkermordes in Den Haag mit großen Interesse. Der frühere politische Führer der bosnischen Serben Radovan Karadzic, wurde mittlerweile gefasst. Sein Prozess ist im Gange. Nach dem Militärkommandeur Mladic wird noch immer gesucht.


Jedes Jahr am Jahrestag des Massakers findet am Friedhof in Potocari das Begräbnis aller Opfer statt, die im Jahr zuvor identifiziert werden konnten.

Noch wissen viele der Hinterbliebenen nichts über den genauen Verbleib ihrer Männer und Söhne. Erst etwa 1000 Menschen wurden bisher identifiziert. (mhe, derStandard.at, 18.12.2008)