Wabl: "Gusenbauer hat mich ein-, Faymann wieder ausgeladen"

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"Gusenbauer hat mich ein-, Faymann wieder ausgeladen", bringt Andreas Wabl seine Situation locker auf den Punkt. Denn wenn der Vertrag des Klimaschutzbeauftragten, abgeschlossen im August 2007, nach zwei Jahren ausläuft, wird er vom neuen Bundeskanzler nicht verlängert werden. "Wenn ich Experten für einen bestimmten Zeitraum benötige, dann werde ich nicht diesen formalisierten Weg wählen", hatte Faymann kürzlich in einem Interview erklärt.
Verärgert sei er darüber nicht, sagt Wabl. "Ob diese Entscheidung eine Schwächung der Klimapolitik bedeutet, kann ich noch nicht sagen."   

Ausbau des öffentlichen Verkehrs

Dazu müsste auch zunächst einmal beantwortet werden, was Wabl im vergangenen Jahr so getan hat. Seine offizielle Aufgabe unter Gusenbauer war es, die Klimaschutzmaßnahmen des Bundes zu koordinieren. Inoffiziell galt seine Bestellung als Provokation Gusenbauers dem damaligen Umweltminister Josef Pröll einen roten Fachmann gegenüber zu stellen. Auf die Frage, was er hinterlässt, sagt Wabl: "Mit mir wurde die Diskussion über die simple Formel: 'mehr Biosprit'  - die ich als falsch ansehe - massiv vorangetrieben." Eines seiner größten Anliegen, "das ich beim diesjährigen Klimaschutzgipfel Faymann auch deutlich gesagt habe", sei aber, "die Budget-Milliarden des Straßenbaus zu einem Großteil in den Ausbau des öffentlichen Verkehrs zu stecken". Wenn Bures hier die Linie des ehemaligen Infrastrukturministers Werner Faymann weiterführt, sei das "nicht der richtige Weg. Aber wir alle gewinnen mit der Zeit an Informationen dazu und warum soll das nicht auch die Regierung tun?".

Historischer Sündenfall

Während des Gesprächs sitzt Wabl in der Diplomatenloge des Nationalrats im Parlament. Ab und zu komme er hierher, sagt er. Trotz seiner Bestellung durch einen roten Bundeskanzler fühle er sich, "nach wie vor als Grüner." Er sieht bei der Sozialdemokratie nämlich einen großen Fehler: "Den historischen Sündenfall, die ökologische Dimension ignoriert zu haben. Die Erde ist ein begrenztes Ökosystem und das nicht gesehen zu haben bzw. immer noch nicht zu sehen, halte ich für einen großen Fehler." Wabl war selbst von 1986 bis 1999 Abgeordneter der Grünen und von 1988 bis 1990 Obmann des Parlamentsklubs. Bis August 2009 wird er jetzt noch sein altes Gehalt von 2.800 Euro brutto monatlich beziehen, dann wird er als Mediator weiterarbeiten. Seit 2003 vermittelt Wabl bei Problemen, vorwiegend in Unternehmen und in Familien. "Das werde ich dann halt machen", sagt er. Deprimiert wirkt er dabei nicht. (saju, derStandard.at, 11.12.2008)