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Anna Politkowskaja wurde 2006 vor ihrer Wohnung in Moskau erschossen.

Foto: AP Photo/Miguel Villagran

Moskau  - Der gesuchte mutmaßliche Mörder der kremlkritischen Journalistin Anna Politkowskaja soll nach Ansicht von Anwälten für den russischen Inlandsgeheimdienst FSB gearbeitet haben. Es gebe Hinweise, dass der flüchtige Tschetschene Rustam Machmudow in der Vergangenheit Informant des Geheimdienstes war. Das berichtete die Moskauer Tageszeitung "Kommersant" am Mittwoch unter Berufung auf die Verteidiger im Politkowskaja-Strafprozess. Demnach soll Machmudow mit einem vom FSB bereitgestellten falschen Pass das Land verlassen haben.

Auch Sohn erhebt Vorwürfe gegen FSB

Der Sohn der 2006 vor ihrer Moskauer Wohnung erschossenen Journalistin, Ilja Politkowski, erhob ebenfalls Vorwürfe gegen den FSB. Der Geheimdienst habe aller Wahrscheinlichkeit nach seine Mutter vor deren Tod beschattet, sagte Politkowski der Wochenzeitung "Die Zeit" (Donnerstag). Diese Vermutung hatten bereits Politkowskajas Kollegen vor Gericht geäußert. Der Sinn der Überwachung sei nach den Worten Politkowskis unklar. Im schlimmsten Fall hätten die Auftraggeber die Durchführung des Mordes kontrolliert. Auch einer der drei wegen Beihilfe zum Mord angeklagten Männer habe für den FSB gearbeitet.

Regierungskritische Journalisten hegen seit langem den Verdacht, dass Kräfte aus dem russischen Sicherheitsapparat direkt oder indirekt an der Tat beteiligt waren. Kollegen und Freunde der Ermordeten beklagen ungenügende Ermittlungen zur Aufklärung des Mordfalls. In der Anklageschrift ist laut Verteidigung ein namentlich nicht erwähnter russischer Politiker als Auftraggeber genannt. Die Staatsanwaltschaft betont dagegen, dass es nicht bekannt sei, wer den Mord in Auftrag gegeben hat. Politkowskaja dürfte sich vor allem wegen ihrer Berichte über Verbrechen an der Zivilbevölkerung in Tschetschenien im eigenen Land Feinde gemacht haben. (APA/dpa)