Zertifikate sind Schuldverschreibungen jener Banken, die diese Papiere ausgeben. Im Fall einer Pleite des Emittenten ist das in Zertifikaten veranlagte Vermögen nicht gesichert. Und wie schnell ein Emittent in Zeiten der Finanzkrise in die Pleite schlittern kann, hat der Fall Lehman Brothers gezeigt. Die entsprechenden Papiere wurden wertlos, den Anlegern bleiben die Verluste.
Solche Vorfälle stellen für den Zertifikate-Markt einen Prüfstein dar. "Im Moment ist für Zertifikate verbrannte Erde" , sagte etwa Arno Gottschalk, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Bremen zur Frankfurter Rundschau. In Deutschland wurden die Lehman-Papiere stark vertrieben.
Den heimischen Markt hat die Lehman-Pleite nicht stark getroffen, erklärt Heike Arbter von der Raiffeisen Centrobank (RCB), da diese Papiere hierzulande nur in geringem Ausmaß verkauft wurden. Dennoch nimmt die Skepsis der Anleger zu. In Österreich sind es aber eher Zertifikate auf Immofinanz und Immoeast, die Anlegern die Sorgenfalten auf die Stirn treiben. "Der große Trend geht in sicherheitsorientierte Anlagen" , erklärt Arbter. Also in Richtung Sparbuch und Versicherungsprodukte. Beim Privatkunden hätten sich laut Arbter Zertifikate aber mittlerweile etabliert. Doch auch da wird Sicherheit groß geschrieben: "Mehr als 80 Prozent des veranlagten Kapitals ist in Produkten mit Kapitalgarantie veranlagt" , sagt Arbter zum Standard.

Relative stabile Entwicklung

Obwohl die aktuelle Krise auch für den lokalen Zertifikate-Markt eine Belastungsprobe darstellt, "entwickelt sich der Markt relativ stabil" , erklärt die Expertin für strukturierte Produkte. Im Oktober ist das veranlagte Volumen (Open Interest) um 3,4 Prozent gefallen, die Umsätze der Emittenten sind um 59,7 Prozent gestiegen, das veranlagte Volumen liegt derzeit bei rund zwölf Milliarden Euro.
Die Umsätze im Zertifikatehandel an der Wiener Börse sind hingegen eingebrochen. Im Oktober lag der durchschnittliche Umsatz bei 43 Millionen Euro, im November bei nur noch neun Millionen Euro. In Wien werden rund 1600 Zertifikate von der RCB, der Erste Bank und der HVB gehandelt. Die ABN Amro hat ihre Listings aus Wien zurückgezogen. Die anderen heimischen Emittenten listen ihre Papiere hauptsächlich an der Euwax in Stuttgart. Dort notieren mehr als 350.000 Zertifikate von rund 30 Emittenten.
Für die Wahl eines Zertifikats rät Arbter, sich mit den Zertifikate-Typen vertraut zu machen. "Dann muss ein Anleger, so wie bei Aktien, entscheiden, wie viel Risiko er tragen möchte." Wer spekulativ veranlagen möchte, für den kommen Hebelprodukte in Frage, wer es sicherer angehen möchte, sollte auf Bonus- oder Garantiezertifikate setzen.(Bettina Pfluger, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11.12.2008)