Bild nicht mehr verfügbar.

Wie die Weichen am besten stellen und Finanzlöcher stopfen? Diese Frage beschäftigt die ÖBB-Chefs

Foto: AP/Christof Stache

Wien - Im Windschatten der Postler-Proteste hat am Mittwoch der Aufsichtsrat der ÖBB-Holding getagt. Die Tagesordnungspunkte waren nicht minder brisant als bei der Post, allerdings geht es bei der Bahn nicht um Personalabbau. Zumindest noch nicht.

Denn ehe die staatlichen Eisenbahner die dringend notwendigen massiven Einsparungen angehen können, müssen sie erst einmal ein Budget zusammenbringen. Das dürfte angesichts von Abschreibungen in Millionenhöhe (allein die 613 Mio. Euro an Buchverlusten für die Spekulationsverluste drücken das operative Ergebnis in die roten Zahlen) gar nicht so einfach sein. Denn zusammen mit der sich spürbar abschwächenden Konjunktur beginnt auch das Geschäft der Absatzbereiche wegzubrechen. Wiewohl Güterverkehr-Chef Friedrich Macher zuletzt gebetsmühlenartig versicherte, das Vorjahresniveau halten zu können: Das große Zittern hat begonnen.

In hohen Bahn-Kreisen ist daher von Budgets die Rede, die revidiert werden müssten, ehe sie beschlossen werden konnten. Da diese Überarbeitung in diversen ÖBB-Töchtern noch nicht abgeschlossen sei, sei auch das Globalbudget mit Vorsicht zu genießen.

Für Aufregung im Untergrund sorgen darüber hinaus Pläne für die Ausgliederung des 2004 auf Infrastruktur-Betrieb und Infrastruktur Bau aufgeteilten Bahnbaus mit geschätzten 4000 bis 6000 Beschäftigten. In der neuen Gesellschaft soll alles Bau-Know-how für Bahnnetzerhaltung und -errichtung gebündelt werden und ausschließlich aus Bundesmitteln für diese Zwecke (Paragraf 42 und 43 Bundesbahngesetz) gespeist werden. Diese neue Netzerrichtungsgesellschaft soll je zur Hälfte beiden ÖBB-Infrastruktur-Töchtern gehören, bei Planung und Bauausführung mit den privaten Baufirmen eng zusammenarbeiten und Transparenz in den von Doppelgleisigkeiten und Ineffizienz bestimmten Bahnbau bringen.

Sie ist aber nicht zu verwechseln mit dem Anlagenmanager, den ÖBB-Chef Peter Klugar installieren will, um Schnittstellen zwischen den beiden Zuschussbetrieben zu verbessern. Klar ist damit, dass die eigens als Schnittstelle geschaffene Netz- und Streckenentwicklung GmbH ihren Aufgaben bisher nicht gerecht wurde. Sie wird nun aufgewertet und soll offen sein für die Hereinnahme privater Partner aus der Bauwirtschaft.

Dass auch Bilanzkosmetik notwendig ist, zeigt ein Konzerngeschäft: Die Betrieb AGverkauft ihre 30 Prozent an Weichenwerk Wörth an die ÖBB-Bau AG, um ihr 40 bis 60 Mio. Euro tiefes Minus zu stopfen. (ung, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11.12.2008)