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Foto: APA/Neubauer

Die Jury hat sich für Ruth Klüger entschieden, weil sie ein außergewöhnliches Leben außergewöhnlich gemeistert und darüber auf außergewöhnliche Art Zeugnis abgelegt hat. Und weil sie in ihrer Arbeit Frauen, als Schreibende und als Lesende, konsequent sichtbar gemacht hat.

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Am Mittwochabend wurde im Wiener Rathaus zum 7. Mal der Wiener Frauenpreis vergeben, mit dem die Stadt Wien beispielgebende Frauen und deren herausragende Leistungen würdigt. Die diesjährigen Preise gingen an Univ. Prof.in Dr.in Ruth Klüger in der Kategorie "Gedenkjahr 1938" sowie an Mag.a Zeynep Elibol in der Kategorie "Bildung".

Ehrenpreis

Erstmals wurde heuer auch ein ganz besonderer Preis verliehen: Der Ehrenpreis wird in Zukunft nicht jährlich verliehen, sondern ehrt ein außergewöhnliches Lebenswerk. Der erste seiner Art ging an Johanna Dohnal, die "wichtige frauenpolitische Anliegen auch für nachfolgende Generationen erkämpft hat", so Frauenstadträtin Sandra Frauenberger bei der Verleihung. Zu den Errungenschaften Dohnals zählen unter anderem die Straffreistellung von Abtreibung und das Wegweiserecht im Gewaltschutz.

Außergewöhnliche Art Zeugnis

"Gerade der Blick auf den Werdegang und die Arbeit der heute ausgezeichneten Frauen zeigt, dass in der Frauenpolitik in den letzten Jahrzehnten und Jahren viel erreicht worden ist", betonte die Wiener Frauenstadträtin und hob in diesem Zusammenhang dezitiert das Engagement von Ruth Klüger hervor. Sie habe wesentlich dazu beigetragen, das Erleben und Leiden von Frauen auch in der literarischen Auseinandersetzung mit Nationalsozialismus sichtbar zu machen.

Unterricht auch in Selbstbestimmtheit

Ebenso würdigte sie den Einsatz von Zeynep Elibol im empowerment von Mädchen und jungen Frauen mit muslimischen Hintergrund, um ihnen gleiche Chancen beim Zugang zu Bildung und Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Als Brückenbauerin zwischen den Kulturen und Religionen leiste sie hier auch eine unverzichtbare Sensibilisierungsarbeit in der Öffentlichkeit, sagte Frauenberger. Elibol ist gläubige Muslimin und unterrichtet junge Musliminnen in Wien - auch in Sachen Selbstvertrauen, Selbstbestimmtheit und Selbstbewusstsein. Damit macht sie sich in ihrer eigenen Community - vor allem bei Männern - nicht immer beliebt.

Jury

Wie jedes Jahr wurden auch heuer die Preisträgerinnen von einer dreiköpfigen Jury bestehend aus den Journalistinnen Mag.a Brigitte Handlos (ORF), Mag.a Eva Linsinger (profil) und Dr.in Tessa Prager (News), vorgeschlagen. Der Frauenpreis ist mit 3.000 Euro dotiert und wird durch eine der Künstlerin Verena Kranebitter gestaltete Bronzeskulptur symbolisiert.

Bisherige Preisträgerinnen

2002 ging der Preis an die Publizistin Elfriede Hammerl und die Anwältin Dr.in Andrea Wukovits. 2003 wurden die Gleichbehandlungsanwältin Dr.in Ingrid Nikolay-Leitner und Dr.in Johanna Rachinger, Direktorin der Nationalbibliothek, für ihre Leistungen ausgezeichnet. 2004 erhielten Dr.in Helene Klaar, Rechtsanwältin, und Emmy Werner, zum Zeitpunkt der Verleihung noch Direktorin des Wiener Volkstheaters, den Preis. Im Jahr 2005 wurden die Politikwissenschafterin Univ.Prof.in Sieglinde Rosenberger in der Kategorie Wissenschaft und die Direktorin des Gymnasiums Rahlgasse, Mag.a Heidi Schrodt, in der Kategorie Mädchenförderung ausgezeichnet. Der Frauenpreis 2006 an Siemens- Generaldirektorin Brigitte Ederer für besondere Leistungen im Bereich Wirtschaft und Management und an die Sprachwissenschafterin Ruth Wodak für besondere Leistungen im Bereich Forschung und Wissenschaft. Die Preisträgerinnen 2007 waren Vorsitzende des Vereins Orient Express Tamar Citak und Univ. Prof.in Dr.in Renée Schröder, Leiterin der Abteilung für Biochemie, Max F. Perutz Labor, Universität Wien. (red)