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Für Ivanschitz waren Ballkontakte in der Champions League eine Seltenheit.

Foto: REUTERS/Robert Zolles

Wien/Athen - Das Werk von Pana-thinaikos Athen war der Gruppensieg in der Champions League. Vor Inter Mailand und Werder Bremen. Der Beitrag, den Andreas Ivanschitz im letzten Match gegen Famagusta aus Zypern geleistet hat, begann in der 93. Minute und war Sekunden später schon wieder vorbei. Für eine Ballberührung hat die Zeit bis zum Abpfiff trotzdem gereicht. Österreichs Teamkapitän war am Tag nach dem 1:0 jedenfalls topfit und gut aufgelegt. "In solchen Momenten ist man auch als Einwechselspieler zufrieden. Weil man Teil der Mannschaft ist, die Außergewöhnliches erreicht hat. Damit konnte man nicht rechnen. Das Schöne daran ist, dass Glück kein Faktor gewesen ist. Die Leistungen haben gepasst."

Ivanschitz wohnt mit Frau und Kind außerhalb Athens, von den Unruhen ist er nicht direkt betroffen. "Die Stimmung im Stadion war aber trotz der Freude doch ein wenig gedämpft. Natürlich kriegt man das mit, den Bildern im Fernsehen und in den Zeitungen entkommst du nicht. Und ein bisserl Griechisch verstehe ich auch." Ivanschitz möchte sich zur politischen Lage in Griechenland nicht äußern. "Es ist für die Menschheit auch nicht entscheidend, was ich denke." Zu seiner sportlichen Situation sagt er: "Nicht ganz zufriedenstellend, es ist zäh, ich würde gerne öfter spielen." In der Champions League betrug seine Gesamtarbeitszeit 117 Minuten, die beiden Qualifikationspartien inklusive. Möglich gewesen wären 720. "Nicht ganz zufriedenstellend."

Trainer schweigt

In der Meisterschaft kommt Ivanschitz regelmäßig dran. "Aber auch da könnte es mehr sein." Der niederländische Trainer Henk ten Cate begründet seine Aufstellungen, die er zwei Stunden vor dem Match mitteilt, selten bis nie. "Vielleicht ist das auch gut so, jeder muss bei sich selbst nachforschen. Ich habe das Gefühl, wichtig zu sein. Mein Standing innerhalb der Mannschaft ist gut. Es geht gar nicht so ums Durchbeißen. Wäre ich zu schwach, hätte man mich nicht bis 2012 verpflichtet."

Ivanschitz will "beharrlich und geduldig" bleiben. Panathinaikos sei eine Topadresse, ein europäischer Spitzenklub. Siehe Champions League, speziell das 3:0 in Bremen und das 1:0 in Mailand. "Ich wäre halt gerne direkt beteiligt gewesen." Fußball ist mitunter eine Glaubensfrage, Ivanschitz glaubt an sich und sogar an die österreichische Nationalmannschaft. Die sei weder sehr gut noch sehr schlecht. "Das 3:1 gegen Frankreich hat genauso getäuscht wie das 1:1 auf den Färöern. Die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte. Und diese Mitte sollte das Land akzeptieren." Die EURO in Wien sei logischerweise das Highlight des Jahres gewesen. "Aber zu einer Sternstunde hat es trotz aller Bemühungen nicht gereicht."

Er selbst sieht sich fast schon seit der Geburt vor 25 Jahren im Burgenland dem Vorwurf, ein bisserl ein Weichei und kein Führungsspieler zu sein, ausgesetzt. "Was soll ich dagegen tun? Am besten ignorieren und an mir arbeiten. Ich kann damit leben, leise zu sein." (Christian Hackl, DER STANDARD, Printausgabe, Donnerstag, 11. Dezember 2008)