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Tausende Erkrankte nun auch in Südafrika.

Foto: EPA/AARON UFUMELI

Harare/Genf - Äußerungen der simbabwischen Regierung zum verheerenden Cholera-Ausbruch haben weltweit Empörung ausgelöst. Zwar relativierte ein Sprecher von Staatschef Robert Mugabe am Freitag dessen Aussage zum vermeintlichen Sieg über die Seuche, doch ein Minister legte nach und gab den Briten die Schuld an der Epidemie. Nach WHO-Angaben wütet die Seuche in Simbabwe unkontrolliert weiter.

Die Zeitung "Herald" zitierte Mugabes Sprecher George Charamba mit den Worten, der Präsident habe sich lediglich mit "Sarkasmus" geäußert. Westliche Medien hätten Mugabes Worte absichtlich entstellt, kritisierte Charamba demnach. Er wandte sich explizit gegen die britische BBC und den französischen Auslandsfernsehsender France 24. Mugabe hatte am Donnerstag in einer landesweit ausgestrahlten Rede gesagt: "Ich kann mit Freude mitteilen, dass unseren Ärzten von anderen und von der WHO geholfen wurde und dass wir die Cholera nun gestoppt haben." Wegen der weiter steigenden Zahl von Cholera-Toten und -Erkrankten in Simbabwe sorgten diese Äußerungen international für Entrüstung.

"Völkermord"

Simbabwes Informationsminister Sikhanyiso Ndlovu bezichtigte unterdessen die frühere Kolonialmacht Großbritannien, die Epidemie verursacht zu haben. "Die Cholera-Epidemie ist eine ernstzunehmende biologische, chemische Kriegsführung, ein völkermörderischer Angriff auf die Bevölkerung von Simbabwe durch die Briten", sagte er: "Es ist Völkermord." Es habe sich um eine "genau kalkulierte Kriegsführung" gehandelt, sagte Ndlovu weiter: "Es gibt Kräfte, die fortwährend Milzbrand und Cholera verbreiten."

In Südafrika verglich der anglikanische Bischof Joe Seoka Mugabe mit Hitler. "Mugabe muss als ein Hitler des 21. Jahrhunderts angesehen werden wegen all der Toten und des Leids der Simbabwer unter seiner Herrschaft", sagte er der "Times" aus Johannesburg. Ein Sprecher der simbabwischen Oppositionspartei MDC erklärte, "entweder ist Herr Mugabe einfach boshaft, oder er hat jeden Bezug zur Wirklichkeit verloren". Bereits am Donnerstag empörte sich der britische Afrika-Minister Mark Malloch-Brown: "Meine Frage ist ja, wo sind Sie eigentlich, Herr Mugabe? Sind Sie wirklich in Simbabwe? " Das französische Außenministerium wies die Mugabe-Äußerung ebenfalls zurück und erklärte, die Simbabwer bräuchten dringen internationale Hilfe.

Seuche nicht unter Kontrolle

Die Seuche ist nach WHO-Angaben in Simbabwe weiter nicht unter Kontrolle. Die Zahl der Toten sei auf mindestens 792 gestiegen, sagte WHO-Sprecherin Fadela Chaib. Insgesamt seien rund 16.700 Krankheitsfälle gemeldet. "Wir hoffen, dass wir in den kommenden Tagen und Wochen die Trends bei diesem Cholera-Ausbruch analysieren können", sagte sie: "Es wäre interessant, ob es einen Rückgang der Erkrankungen gibt." Auch im Grenzgebiet zu Südafrika gebe es eine Zunahme an Cholera-Fällen sowie einige wenige Fälle an der Grenze zu Mosambik und Botswana.

Nach Einschätzung der Hilfsorganisation Oxfam sind deutlich mehr Menschen in Simbabwe von der Seuche betroffen als angenommen. Er gehe von etwa 60.000 Erkrankten aus, sagte der Geschäftsführer von Oxfam Deutschland, Paul Bendix, dem RBB-Inforadio. Die Organisation Ärzte ohne Grenzen warnte, es könne Monate dauern, der Epidemie Herr zu werden. Simbabwes Krankenhäusern fehlt es an Ärzten und Pflegepersonal, aber auch an Medikamenten. Mangel an sauberem Wasser und die marode Kanalisation tragen unterdessen zur rapiden Ausbreitung der Seuche bei.

500 Millionen Dollar für einen Tag

Der Cholera-Ausbruch ist die jüngste Hiobsbotschaft für den schwer gebeutelten Staat, dessen Wirtschaft darniederliegt und dessen Inflationsrate die höchste der Welt ist: Nach der letzten Schätzung vom Juli lag sie bei 231 Millionen Prozent, dürfte in Wirklichkeit aber noch deutlich höher sein. Am Freitag brachte die Regierung einen Geldschein im Wert von 500 Millionen Simbabwe-Dollar in Umlauf - das sind rund zehn US-Dollar (7,50 Euro). Dies reicht den Menschen im Land nicht einmal für den Lebensunterhalt eines Tages. Weil die Preise jeden Tag weiter nach oben schnellen, kommt die Zentralbank mit dem Druck der Noten nicht nach. (APA/dpa)