Verdächtiges Schweinefleisch aus Irland ist auch in Österreich verkauft worden, bestätigt das Gesundheitsministerium. Ob es tatsächlich kontaminiert war, bleibt vorerst unklar.

Dublin/Wien – Von den 180 Tonnen des möglicherweise mit Dioxin (siehe Wissen oben) verseuchten Schweinefleisches aus Irland ist ein Teil in österreichischen Geschäften gelandet und auch verkauft worden, berichtete am Donnerstagnachmittag Ulrich Herzog, der für Lebensmittel zuständige Bereichsleiter im Gesundheitsministerium. Betroffen sei Ware mit einem Herstellungsdatum ab 1. September. Mittlerweile sei aber kein verdächtiges Fleisch mehr in den Theken. Auch Gesundheitsgefahren werden ausgeschlossen, da die mögliche Dioxinmenge viel zu gering sei.

Zwei der prominentesten der betroffenen Betriebe versuchen ebenso zu beruhigen. Bei Handl in Tirol berichtet Pressesprecher Jürgen Birlmair, das über einen deutschen Händler knapp 4,7 Tonnen sogenanntes Saufleisch in den Betrieb gekommen sei. Rund 2,5 Tonnen davon seien als Rohwürste wie Salami auf den deutschen und dänischen Markt gekommen. In Österreich habe man aber nichts verkauft, beteuert Birlmayer.

Ergebnisse in einer Woche

Bei der Wiener Fleischereikette Radatz betont Geschäftsführer Franz Radatz in einer Aussendung, dass verdächtiges irisches Fleisch entdeckt und sofort gesperrt worden sei. Zieht man die Anteile der übrigen betroffenen Firmen ab, muss offenbar der Großteil der 180 importierten Tonnen bei Radatz angekommen sein. Eine Weiterverarbeitung sei aber ausgeschlossen. Unklar bleibt, ob in der verdächtigen Ware tatsächlich Dioxin enthalten ist. Die in den vier betroffenen Betrieben in Wien, der Steiermark, Oberösterreich und Tirol entnommenen Proben werden derzeit von der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit untersucht. Ergebnisse gibt es ist frühestens in einer Woche.

In dem möglicherweise betroffenen steirischen Betrieb wurde das verdächtige Fleisch zu Salami, Kantwurst und Ähnlichem verarbeitet. Von den 8,5 Tonnen des in diese Firma gelieferten Fleisches sind zwei Tonnen weiter nach Georgien exportiert worden. Der Rest der Ware befindet sich noch im Betrieb, erläuterte Harald Fötschl, stellvertretender Landesveterinärdirektor der Steiermark.

In Oberösterreich wurde nichts verwurstet. Von den rund 22 Tonnen des an einen Betrieb gelieferten Fleisches seien 20 Tonnen sofort Rumänien weitergeliefert worden. Die restlichen zwei Tonnen würden derzeit tiefgefroren im Kühlhaus des Unternehmens liegen, sagt Oberösterreichs Landesveterinärdirektor Karl Wampl.

Der europäische Warenverkehr im Lebensmittelbereich wird laut Wolfgang Kneifel vom Department für Lebensmittelwissenschaften und -technologie an der Wiener Universität für Bodenkultur aber genau unter die Lupe genommen: "Die Kontrollen können nie vollkommen lückenlos sein, aber das Überwachungsprogramm in Europa ist sehr engmaschig und multinational vernetzt."

Woche für Woche laufen ein gutes Dutzend Alarmmeldungen über das 1979 gegründete europäischen "Rapid Alert System for Food and Feed" – auch aus Österreich. In der Vorwoche wurde gemeldet, dass aus Dosendeckeln für taiwanesische Sojasoße giftige Weichmacher austreten.

In Irland entspannt sich unterdessen die Lage: Das Landwirtschaftsministerium hat den Verkauf von Schweinefleisch wieder erlaubt. Als unbedenklich zertifizierte Tierprodukte dürfen wieder in den Handel. Damit ist das vollständige Verkaufsverbot, das vier Tage lang galt, aufgehoben worden. Allerdings dürfe das Fleisch nicht aus kontaminierten Aufzuchten stammen. Auch das Schlachtverbot bleibt zunächst bestehen. (Michael Möseneder, Gudrun Springer, DER STANDARD Printausgabe, 12.12.2008)