Linz - Wenige Wochen vor seiner Wiedereröffnung zum Start des Linzer Kulturhauptstadtjahres steckt das Ars Electronica Center (AEC) in Nöten: Mehrere Mitarbeiter klagen auf Anstellung, der kaufmännische Geschäftsführer Curt Norbert Schorn, der ein umstrittenes Finanzkonzept vorgelegt hat, nimmt den Hut.

Dabei sei es um Abgrenzungsfragen von freien zu fixen Dienstverhältnissen gegangen, erklärte Schorn am Donnerstag. Der Kern der strittigen Pläne sei gewesen, "vergleichbare Tätigkeiten auch vergleichbar zu bezahlen". Das Konzept stehe in seinen Grundzügen seit über einem Jahr fest, einen Lösungsvorschlag seinerseits gebe es seit mehreren Monaten, berichtete Schorn. Er habe getan, was in seinen Möglichkeiten gestanden sei, die Beschlussfassung liege aber bei den verantwortlichen Gremien.

Software und Verwaltung

Wie die "Kronen Zeitung" berichtete, würden drei Klagen der rund 100 freien Mitarbeiter bereits laufen, vier seien in der Schwebe. "Wir haben aber beispielsweise auch Computerfreaks, die gar kein normales Angestelltenverhältnis wollen und lieber frei sind", wird der künstlerische Leiter Gerfried Stocker, der mit Schorn bereits den fünften kaufmännischen Chef überlebt hat, zitiert. Kommende Woche soll eine Betriebsvereinbarung Abhilfe schaffen. Die grundlegenden Ideen dafür würden von ihm stammen, so Schorn.

Laut der Gratiszeitung "Heute" gebe es noch keinen fertigen Wirtschaftsplan für 2009. Bis zu 70 freie AEC-Mitarbeiter könnten als Folge des Rechtsstreits angestellt werden, was den Finanzrahmen des Hauses sprengen würde, so der Bericht. Nicht näher genannte Experten würden mit zwei Mio. Euro Personalkosten pro Jahr rechnen.

"Das bricht nicht katastrophal über uns herein." So kommentierte der künstlerische Leiter Gerfried Stocker auf Anfrage die aktuelle Diskussion um das AEC. Intern würden bereits seit Monaten Verhandlungen laufen, mittlerweile sei "die Stimmung wieder eine gute". Die Betriebsvereinbarung  sei ein gemeinsames Werk von Belegschaftsvertretung, Vertretern der Arbeiterkammer und der Gewerkschaft, einer Rechtsvertretung des AEC und vom bisherigen kaufmännischen Chef Schorn. Die Erstellung der Vereinbarung habe sich schwierig gestaltet, würden doch im Haus unterschiedlichste Leute arbeiten. "Softwareentwickler wollen andere Bedingungen als beispielsweise Mitarbeiter in der Verwaltung", erklärte Stocker. Bei den im Raum stehenden Klagen gehe er von einer einvernehmlichen Lösung aus. Dass es für einen kaufmännischen Geschäftsführer nicht einfach sei, das AEC zu leiten, müsse man einsehen, so Stocker. "Als öffentliches Unternehmen kann man nicht nach Gutdünken agieren." Es gebe ein strenges Beteiligungsmanagement vonseiten der Stadt.

Kontrollamt notwendig?

AEC-Aufsichtsratsvorsitzender Vizebürgermeister Erich Watzl sprach sich für eine einvernehmliche Lösung aus: Er sei zuversichtlich, dass noch vor Weihnachten für alle auf dem Klagsweg befindlichen Verfahren eine außergerichtliche Lösung gefunden werde, sagte er im ORF-Radio Oberösterreich. Außerdem will er mit allen Mitarbeitern legale Dienstverhältnisse abschließen: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein städtisches Unternehmen illegale Beschäftigungen hat", so Watzl.

Zu Vorwürfen, wonach bisher noch kein fertiger Wirtschaftsplan für 2009 vorliege, sagte der Vizebürgermeister: "Der Wirtschaftsplan wird zu beschließen sein, wenn wir plausibel dargelegt das Personalorganisationskonzept haben und die Programmpunkte plausibel dargelegt sind." Das AEC, das heuer rundumerneuert wurde, werde wie geplant am 2. Jänner eröffnet.

Die Grünen wollen in der Causa das städtische Kontrollamt einschalten und kündigten einen entsprechenden Dringlichkeitsantrag an. Mit dem überraschenden Rückzug des kaufmännischen Leiters so kurz vor der Eröffnung des erweiterten AEC sei eine Überprüfung der Gebarung dringend notwendig, betonte Jürgen Himmelbauer von den Linzer Grünen in einer Aussendung. "Um hier keine bösen Überraschungen zu erleben, muss jetzt klargestellt werden, wie es um die Finanzen tatsächlich steht." (APA)