Brüssel - Die belgische Justiz hat gegen sechs mutmaßliche El-Kaida-Mitglieder Strafverfahren eingeleitet. Die fünf Männer und eine Frau würden der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung verdächtigt, erklärte eine Sprecherin der Generalstaatsanwaltschaft am Freitag in Brüssel. Sie waren am Donnerstag kurz vor Beginn des EU-Gipfels zusammen mit acht anderen Verdächtigen in Brüssel und Lüttich festgenommen worden.

Einer der Männer hatte nach Angaben von Generalstaatsanwalt Johan Delmulle vom Donnerstag offenbar ein Selbstmordattentat geplant. Der Verdächtige könnte einen Ort in Pakistan oder Afghanistan im Visier gehabt haben, "es kann aber auch nicht ausgeschlossen werden, dass Belgien oder Europa das Ziel gewesen sein könnten", sagte Delmulle. Laut Generalstaatsanwalt hatte der Verdächtige "grünes Licht bekommen, um eine Operation auszuführen, von der er annahm, dass er davon nicht zurückkehren würde". Der Mann habe sich zudem von ihm Nahestehenden verabschiedet, "weil er mit einem ruhigen Gewissen ins Paradies gehen wollte".

Nach einer Aussage des belgischen Ministerpräsidenten Yves Leterme erwog die Polizei aus Angst vor einem Anschlag in Brüssel sogar, ob der EU-Gipfel in der belgischen Hauptstadt am Donnerstag und Freitag abgesagt werden müsse. "Ich habe aus dem Bericht, den ich erhalten haben, entnommen, dass das eine der Hypothesen war, die auf dem Tisch lagen. Aber das ist niemals notwendig gewesen", sagte Leterme am Freitag vor Journalisten in Brüssel.

In einer groß angelegten Aktion hatten rund 250 Beamte am Donnerstag 16 verdächtige Orte in Brüssel und Lüttich durchsucht und 14 Menschen festgenommen. Sieben der Festgenommenen mussten vor dem Untersuchungsrichter erscheinen. Gegen sechs von ihnen wurde nun formell Anklage erhoben, der siebente wurde freigelassen, weil es kein ausreichendes Belastungsmaterial gegen ihn gebe, erklärte die Generalstaatsanwaltschaft. Die anderen sieben besäßen offenbar keine Beziehung zu einem Terrornetzwerk.

Mehrere der Verdächtigen sollen nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet ausgebildet worden sein oder an Kämpfen teilgenommen haben. Sie könnten zudem Verbindungen zu "wichtigen Personen" von Al Kaida unterhalten haben. Zwei von ihnen sollen vor einigen Monaten nach Belgien zurückgekehrt sein, ein dritter erst Anfang Dezember. Dabei soll es sich um denjenigen handeln, dem das geplante Selbstmordattentat zur Last gelegt wird. (APA)