Wien - Die Gruppen-Phase der Champions League 2008/09 ist Geschichte. In den letzten acht Spielen des Jahres ging es am Mittwochabend nur noch um die Ermittlung der vier Pool-Sieger und zweier drittplatzierter "Umsteiger". Die Pole Position für das Achtelfinale der "Königsklasse", das am 19. Dezember in Nyon ausgelost wird, sicherten sich Titelverteidiger Manchester United (E), Bayern München (F), der FC Porto (G) und Alexander Manningers Verein Juventus Turin (H).
Europacup-Zuschauer
Mit Einnahmen aus dem internationalen Geschäft dürfen im Frühjahr auch AC Fiorentina (F) und Dynamo Kiew (G) als künftige UEFA-Cup-Teilnehmer rechnen. Celtic Glasgow, Steaua Bukarest, Fenerbahce Istanbul mit dem spanischen Europameister-Macher Luis Aragones und BATE Borisow sind hingegen seit 10. Dezember nur noch Europacup-Zuschauer. Von den vier Mittwoch-Aussteigern verabschiedeten sich nur die Schotten mit dem 2:0 über Villarreal CF erfolgreich, der Rest des Quartetts schaffte in sechs Partien keinen einzigen Sieg.
In der Runde der letzten 16 in der Champions League sind die Favoriten einmal mehr unter sich. England, (Arsenal, Chelsea, ManU, Liverpool) und Spanien (Atletico Madrid, FC Barcelona, Real Madrid, Villarreal CF) stellen die Hälfte der Achtelfinalisten. Mit drei Clubs ist noch Weltmeister Italien (Inter Mailand , Juventus Turin, AS Roma) vertreten, dahinter folgen Portugal (Sporting Lissabon, FC Porto), Deutschland (FC Bayern), Frankreich (Olympique Lyon) und Griechenland (Panathinaikos Athen/Andreas Ivanschitz).
Euro-Ströme
In die Vereinskassen dieses erlauchten Kreises fließen die Euros weiter in Strömen. Allein für den Einzug in die K.O.-Runde kassierte jeder Verein 2,2 Mio. Euro. Wie viel am Ende - das Endspiel steigt am 27. Mai in Rom - verdient werden kann, zeigt die Bilanz der Finalisten 2008. Krösus war Triumphator ManU mit 42,9 Millionen, gefolgt vom in Moskau unterlegenen Chelsea FC mit immerhin auch noch 36,4 Millionen. Das meiste Geld seit 1994/95 (ohne Zuschauer-Einnahmen) verdienten mit je über 250 Millionen Manchester und die Bayern.
Die Engländer stellten am Mittwoch einen anderen CL-Rekord ein. Nach dem 2:2 in Old Trafford gegen Aalborg BK sind die "red devils" nun in 19 Partien in Serie ungeschlagen (11 Siege, 8 Remis) und zogen mit Ajax Amsterdam und FC Bayern gleich. ManU hat zuletzt im Semifinale 2007 gegen AC Milan verloren (0:3). Dass der Lauf nicht endete, war Rooneys Ausgleichstor nach dem Wechsel zu danken. "Wir haben einfach zu viele Chancen ausgelassen. Statt 3:0 zu führen, lagen wir 1:2 zurück", meinte ManU-Chef Alex Ferguson.
Moralinjektion für Real
In Madrid gab es eine neue Bestmarke und dazu eine erfolgreich Premiere. Raul gelang beim 3:0 gegen UEFA-Cupsieger Zenit St. Petersburg in seinem 121. CL-Spiel ein Doppelpack. Mit nun 66 Treffern ist der Stürmer alleiniger Führender der ewigen Europacup- und mit 64 Goals der ewigen Champions-League-Torschützenliste. "Das Resultat stärkt unsere Moral. Mir hat die Einstellung der Spieler sehr gut gefallen", resümierte der Schuster-Nachfolger Juande Ramos, der vor dem spanischen "El Clasico" am Sonntag gegen FC Barcelona einen gelungenen Trainereinstand feierte.
Erster in der Real-Gruppe blieb aber Juventus. Den Turinern mit durchspielendem ÖFB-Keeper Manninger reichte dazu daheim ein 0:0 gegen BATE Borisow. Auch der FC Bayern blieb in Lyon durch das 3:2 im vom Dauerregen begleiteten direkten Duell mit Olympique an der Spitze. Die Münchner führten nach 34 Minuten 3:0, ehe die Franzosen nach der Pause fast noch zum Ausgleich kamen. Das Match stand lange im Zeichen der Gastgeber. Sie hatten die Chancen, aber die Bayern machten die Tore.
Klinsmann in Euphorie
Die Torschussstatistik mit 27:7 Versuchen sprach Bände. "Es war ein seltsames Spiel, in dem wir kein Glück hatten", befand OL-Coach Claude Puel, dessen Widerpart totale Zufriedenheit ausstrahlte. "Wir sehen uns auf gleichem Niveau mit den besten Teams Europas. Unser nächster Gegner? Das ist egal, wir sind voller Zuversicht", tönte FCB-Coach Jürgen Klinsmann.
Von den Spitzenreitern verlor einzig Arsenal den ersten Platz (Gruppe G). Arsene Wenger hatte in seinem 700. Pflichtspiel für die Londoner eine sehr junge Elf aufgeboten und in Porto mit 0:2 die Führung an die Portugiesen abgeben müssen. Schließlich gelang Dynamo Kiew (gegen Fenerbahce) und AC Fiorentina (gegen Steaua Bukarest) durch 1:0-Auswärtssiege der Wechsel in den UEFA-Cup.
Nach dem 3:0-Erfolg gegen UEFA-Cup-Sieger Zenit St. Petersburg bzw. vor dem Duell mit FC Barcelona am Sonntag im Camp Nou kehrte in der spanischen Hauptstadt wieder positives Denken zurück. "Bei Real herrscht erstmals seit langer Zeit wieder Optimismus", schrieb das Sportblatt "Marca". Und "El Pais" wählte als Überschrift: "Zenit war Juande Ramos zu Diensten".
Neue Variante mit Metzelder
Der gelungene Einstand des Nachfolgers von Trainer Bernd Schuster hat aber auch Fragen aufgeworfen. Eine davon dreht sich um Christoph Metzelder, der unter seinem Landsmann meist Reservist war, aber gegen die Russen nach der Pause als rechter Außenverteidiger zum Einsatz kam. "Wir haben in der Abwehr Probleme, weil mehrere Spieler ausfallen, da hab ich eine neue Variante probiert", begründete Ramos.
Für den Deutschen war die Position nichts Neues, hat er sie doch schon während der Zeit bei Borussia Dortmund gespielt. "Im Camp Nou wäre meine Aufgabe vor allem defensiver Natur. Ich bin kein Flügelspieler", sagte Metzelder. Die Entscheidung über den Torhüter (mit Iker Casillas oder wie gegen Zenit wieder mit Jerzy Dudek) ließ Ramos bis am Vorabend des Derbies offen.
Nachspiel für Rooney
Ein Nachspiel könnte für ManU-Stürmer Wayne Rooney das Heimspiel gegen Aalborg BK haben. Der Schütze des Ausgleichs zum 2:2 wurde von Gegenspieler Kasper Risgaard beschuldigt, ihm mit beiden Beinen auf die Brust gesprungen zu sein. Noch ist unklar, ob der französische Schiedsrichter Laurent Duhamel die Situation im Spiel gesehen hat. "Wir sind uns des Vorfalls bewusst", sagt dazu ein UEFA-Sprecher und schloss Untersuchungen nicht aus. (APA)