Das Kinderbetreuungsgeld, eine familienpolitische Erfindung der schwarz-blauen Regierung, ist eine Baustelle, die seit Jahren Staub aufwirbelt. Nach dem Ärger mit der Zuverdienstgrenze kam der Wirbel um den Zuschuss, der in Wirklichkeit immer ein Darlehen war - und nun durch höhere Abgabengrenzen entschärft werden soll.

Schritt für Schritt wird repariert, was insgesamt ein vermurkstes Konstrukt ist. Aus einem Modell wurden drei - gut so. Und ein neues Modell ist in der rot-schwarzen Pipeline - noch viel besser: das einkommensabhängige Kindergeld. Ja, die Idee, auch Frauen, die nicht klassisch lohnabhängig sind - Studentinnen, Bäuerinnen, Unternehmerinnen -, Kindergeld zu zahlen, war richtig. Aber gut gebildete, gut verdienende Frauen mit Karriere- und Kinderwunsch wurden dadurch benachteiligt.

Die gesellschaftspolitische Ideologie hinter dem Kindergeld bewertete die Lebensrealität dieser Gruppe negativ, weil sie finanziell tief abstürzte, wenn sie beides haben wollte. Es ist hoch an der Zeit, auch diese Frauen in das Projekt "Wahlfreiheit" einzubinden.

Mit dem alten Kindergeld drohen aber auch Nebenwirkungen, die in Zeiten der Wirtschaftskrise besonders wehtun können: Wenn Frauen ohnehin in erhöhtem Maß Gefahr laufen, wieder als Reservearmee aus dem heiß umkämpften Arbeitsmarkt gedrängt zu werden, kann die 30-monatige Langversion des Kindergeldes schnell zum unfreiwilligen Langzeitparkplatz werden.

Apropos: Wo, werte Regierung, bleiben denn frauenspezifische Konjunkturmaßnahmen? (Lisa Nimmervoll, DER STANDARD, Printausgabe, 12.12.2008)