So schlecht, wie von protestierenden Post-, Telekom-, und Postbus-Gewerkschaftern dargestellt, kann es um die Zukunft der Post nicht bestellt sein. Denn noch haben die zahlreichen, ach so besorgten Funktionäre Zeit und Muße für politische Spielchen. Erst schlagen sie Alarm, weil der Untergang des gelben Riesen (und mit ihm selbstverständlich der des Vaterlands) drohe, wenn in der Postverwaltung umgebaut wird. Und dann zerstören sie sich bei erster Gelegenheit ihre ohnehin zaghaften Streikversuche.

Der Hintergrund ist typisch großkoalitionär: ein rot-schwarzer Kleinkrieg. Die roten Spitzengewerkschafter entwerfen ein Streikszenario, das - wissend, dass es so weit nie kommen wird - in einer Totalblockade der Zustellung von Briefen und Paketen gipfelt. Die Christgewerkschafter lassen die Roten eifrig werken, tun punktuell sogar brav mit, um am Tag des Aktionismus Kekse an frustrierte Kunden und verärgerte Bürgermeister zu verteilen. Kaum ist der Spuk vorbei, geben sie in jenen drei Bundesländern, in denen sie die Hausmacht haben, Saures statt Süßem: Sie blockieren nicht ein paar Postämter, sondern legen gleich das Verteilzentrum lahm.

Wenigstens streiken sollte man können. Denn die Kraft des starken Arms besteht darin, dass selbige wohldosiert und stufenweise gesteigert wird. Die Postler aber schießen blind um sich und treffen dabei nicht nur den Arbeitgeber. Das nützt weder der Sache noch den Beschäftigten noch der Post. Das kostet nur Steuerzahlers Geld. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12.12.2008)