Das Germanistikinstitut Graz hat in seiner traditionsreichen Suche nach dem "Wort des Jahres" diesmal "Lebensmensch" gefunden. Damit ist nicht ein im Niederösterreichischen auch heute noch gebräuchlicher Dialektausdruck für "Mädchen" gemeint, denn dort heißt es "das Mensch", bzw. "die Menscher". Also nicht "das Lebensmensch", sondern "der Lebensmensch". Das kann aber auch wieder Frau oder Mann sein.

Charakteristisch für den Begriff ist denn auch laut Begründung der Findungskommission "seine Bedeutungsambivalenz und sein hoher emotioneller Wert". Das ist schön und doch auch wissenschaftlich gesagt (Der Begriff "Lebensmensch" wurde im Übrigen mit einiger Wahrscheinlichkeit von Thomas Bernhard geprägt).

Konkreter Anlass war natürlich die tränenreiche und medienöffentlich zelebrierte Trauer von Stefan Petzner um seinen "Lebensmenschen" Jörg Haider. Damit dürfte die Karriere des Wortes des Jahres 2008 aber auch schon wieder zu Ende sein, denn kein Mensch wird sich nach Petzner noch trauen, öffentlich zu erklären, irgendwer, ob Mann oder Frau, sei sein "Lebensmensch". (Hans Rauscher, DER STANDARD Printausgabe, 12.12.2008)